Gesammelte Werke von Franz Meures
"In der Kraft des Geistes"
Über viele Jahrzehnte hat Pater Franz Meures SJ geistliche Prozesse begleitet – als Ausbilder, Begleiter von Exerzitien und Ordenskapiteln und von Prozessen in Gremien. Auch mit zahlreichen Veröffentlichungen hat er einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass Exerzitien ihre fruchtbare Wirkung im deutschsprachigen Raum entfalten können. Durch sein Wirken und sein Schreiben hat Franz Meures wichtige Grundlagen erarbeitet für das Verständnis und die Begleitung geistlicher Prozesse, zum Beispiel auch solche in Diözesen.
Sr. Igna Kramp CJ und Sr. Johanna Schulenburg CJ haben nun wichtige Werke von Franz Meures im Buch "In der Kraft des Geistes" zusammengestellt und machen sie somit einer größeren Öffentlichkeit gesammelt zugängig. Beide kennen Franz Meures aus der gemeinsamen Arbeit - zum Beispiel gemeinsam mit ihm gehaltenen Kursen - und auch darüber hinaus. Mit dem nun neu erschienenen Buch möchten sie seine wichtigen Impulse, die bisher vorwiegend in Fachzeitschriften zu lesen sind, für Interessierte an geistlichen Prozessen und an einem Leben aus der Kraft des Geistes verfügbar machen. Da Franz Meures in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiert, ist das Buch gleichzeitig auch eine Hommage seines bisherigen Wirkens.
>> Buch direkt beim Provinzialat der Congregatio Jesu bestellen
Inspiration aus Begegnung und gemeinsamem Lernen
"Das Werk von Franz Meures bietet für solche inneren Wege und Unternehmungen viele Reflexions- und Unterscheidungshilfen", so Sr. Igna Kramp CJ. "Mit großer Freigiebigkeit lässt er an seinem reichen Erfahrungsschatz teilhaben und arbeitet dabei ganz kollegial und auf Augenhöhe, stets offen und neugierig für neue Impulse unsererseits. Er ist selbst ein großer Lernender." Sr. Johanna Schulenburg ergänzt: " 'Leben in der Kraft des Geistes' fasst ein wichtiges Lebensziel von Franz Meures in Worte, zu dem er mit seiner Arbeit ermutigen und zu dem er hinführen will. 'Leben in der Kraft des Geistes' kann aber auch eine Einladung an die Leserinnen und Leser sein, sich betend und reflektierend dem Wirken des Geistes auszusetzen."
Die hier vorgelegten Artikel von Franz Meures SJ sind zwischen 1987 und 2018, entstanden. In dieser Zeit war er mit verschiedenen Diensten betraut:
1985-1987: kirchlicher Assistent des GCL-Jugendverbandes für die Erzdiözese Berlin
1989-1998: Novizenmeister
1998-2004: Provinzial der Norddeutschen Jesuitenprovinz
2005-2011: Rektor des Germanicums in Rom
2012-2019: Leiter von RUACH, dem Bildungswerk der Deutschen Ordensoberenkonferenz. In diesen Zeitraum fällt als wichtige Aufgabe auch die geistliche Begleitung der Diözesansynode in Trier 2013-2016.
Hier beschreiben Sr. Igna und Sr. Johanna, warum sie sich für diese Veröffentlichung stark gemacht haben und weshalb sie das Buch all jenen empfehlen, die sich mit Exerzitien und der Unterscheidung in Gemeinschaft, mit geistlichen Prozessen und Veränderungsprozessen beschäftigen:
Fruchtbarkeit der Exerzitienspiritualität für Einzelne und Gruppen
Die Artikel reflektieren, was Franz Meures in seinen apostolischen Diensten beschäftigt hat. Immer ging es ihm darum, die Exerzitienspiritualität zu reflektieren und fruchtbar zu machen für die Situation und die Herausforderungen, in die er aktuell gesandt war. So sind seine Artikel in gewisser Weise "Gelegenheitswerke" bzw. "Gebrauchskunst". Sie stellen keine systematische Abhandlung dar. Trotzdem ergibt sich durch das stetige Nachdenken des Verfassers über ein- und dieselbe Materie der Exerzitien für unterschiedliche Anforderungen als Frucht dieser 30 Jahre eine Gesamtschau.
An zentraler Stelle in diesem Bild steht das Modell von den "drei Polen der Aufmerksamkeit in jedem geistlichen Prozess". Franz Meures kommt bereits 1990 in einem Artikel über die Unterscheidung der Geister (Nr. 10) auf dieses Modell zu sprechen und erklärt es in einem seiner letzten Artikel 2018 zur Frage, was ein geistlicher Prozess ist (Nr. 1), noch einmal ausführlich. Dieser zuletzt verfasste Artikel zu den "Polen" ist zugleich der grundlegendste. Daher haben wir ihn in diesem Band ganz an den Anfang gestellt.
Der wiederkehrende Bezug auf das Modell der "drei Pole der Aufmerksamkeit" wirkt nur auf den ersten Blick redundant. Wer sich in die hier vorgelegten Beiträge vertieft, wird feststellen, dass der Autor das Modell jeweils von einer neuen Perspektive aus erklärt. Das Modell bleibt, die Anwendung variiert aber, so dass der Leser mit jeder neuen Perspektive auch neue Entdeckungen machen kann.
Das Werk von Franz Meures kreist in sich stetig vertiefender Reflexion um dieses Modell, vor allem aber auch um die Grundlagentexte der Ignatianischen Spiritualität, insbesondere der Geistlichen Übungen. Franz Meures überdenkt sie aus jeder Aufgabe und Situation heraus neu, wobei sein apostolisches Tun aus diesen Grundlagen schöpft, aber auch umgekehrt zum tieferen Verstehen dieser Grundlagen beiträgt. Denn die Geistlichen Übungen sind ein Text für die Praxis, der ohne seine Anwendung nicht verstanden werden kann.
Einblick in den Exerzitienprozess und in Prozesse in Gruppen
Franz Meures hat über Jahrzehnte selbst Menschen die Geistlichen Übungen gegeben und diese Praxis auch stetig reflektiert. Im Rahmen seiner Tätigkeit bei RUACH hat er darüber hinaus zahlreiche Personen für die Leitung und Begleitung von Exerzitien qualifiziert. Und er hat die Geistlichen Übungen für die Begleitung geistlicher Prozesse in Gruppen und Gremien angewendet und damit einen heute sehr wichtigen Bereich erschlossen, der lange wenig im Blick war, obwohl er in den Grundtexten schon angelegt ist – man denke etwa an die "Beratung der ersten Gefährten" und nicht zuletzt an die Satzungen der Gesellschaft Jesu als Adaption der Exerzitienspiritualität auf eine Gemeinschaft.
Der von uns herausgegebene Band gliedert sich entsprechend der beiden großen Wirkungsfelder von Franz Meures nach der bereits erwähnten Grundlegung in zwei Teile: Artikel zum Exerzitienprozess und Artikel zu geistlichen Prozessen in Gruppen. Je nach Interesse kann sich ein Leser mehr auf den einen oder mehr auf den anderen Schwerpunkt konzentrieren; für beides bietet es sich jedoch an, zuerst die Grundlegung zu lesen. Zudem legt sich auch bei einem stärkeren Interesse in einem der Bereiche nahe, den jeweils anderen zur Kenntnis zu nehmen. Denn auch wenn der Anwendungsbereich variiert, gründen doch beide gleichermaßen in der Spiritualität der Geistlichen Übungen, so dass deren tieferes Verstehen immer auch zum Verstehen insgesamt beiträgt.
Während sich die Gliederung des Buch-Teils zu den Exerzitien Lesern leicht erschließt, die bereits mit den Geistlichen Übungen vertraut sind, ist dies beim letzten Teil nicht in gleicher Weise der Fall. Hier schien es uns ratsam, mit eher praktischen Texten zu beginnen. Deshalb haben wir die Rede von Franz Meures und die Leitsätze des praktischen Umgangs miteinander bei der Trierer Synode an den Anfang gestellt.
Die Titel, die Franz Meures über seine Texte gesetzt hat, zeigen recht klar, worum es jeweils geht. Wer sich also im vorliegenden Band thematisch zunächst noch weiter orientieren möchte, kann dies leicht anhand der Titel tun. Hier sei nur noch gesagt, dass zwei Beiträge von ihrer Textgattung her etwas aus dem Rahmen fallen: Artikel 5 "Christus finden durch das Wort der Schrift" ist ein biographisches Zeugnis, das für eine Sammlung solcher biographischen Zeugnisse in den Ignatianischen Impulsen geschrieben worden ist. Da die Schriftbetrachtung in der Dynamik der Ignatianischen Exerzitien eine wichtige Rolle spielt, schien es uns passend, diesen Text in unseren Sammelband aufzunehmen. Und Artikel 7 "O du mein Volk – Betrachtungen zum Karfreitag" ist eine poetische Annäherung an das Geheimnis des Leidens Christi. Franz Meures hat sonst über die dritte Woche der Exerzitien nichts geschrieben. Vielleicht sagt dies etwas über die dritte Woche? Es bleibt offen. In "O du mein Volk" jedenfalls spricht Franz Meures, aber innerhalb des Textes Jesus Christus, ausgehend von den alten Worten der Improperien. So wird der Leser unseres Bandes mitten zwischen wissenschaftlichen und pastoralpraktischen Beiträgen auf einmal von Christus angesprochen. Das sprengt den Rahmen eines solchen Bandes. Aber gerade das ist gut so, denn es weist auf einen niemals aus den Augen zu verlierenden Grundduktus der Exerzitien: Der Schöpfer soll ganz unmittelbar zu seinem Geschöpf sprechen (GÜ 15). Möge dieser Band zum Verstehen von Exerzitienprozessen und geistlichen Prozessen in Gruppen helfen. Aber möge all das auch zurücktreten vor der unmittelbaren Begegnung mit "unserem Schöpfer und Herrn" in den Exerzitien."
Sr. Igna Kramp CJ und Sr. Johanna Schulenburg CJ
Zu den Herausgeberinnen:
Sr. Dr. Dr. Igna Kramp CJ arbeitet als Leiterin des Entwicklungsbereichs Geistliche Prozessbegleitung und des Referates Exerzitien und Geistliche Begleitung im Bistum Fulda.
Sr. Dr. Johanna Schulenburg CJ leitet das europäische Noviziat der Congregatio Jesu und ist Mitarbeiterin im Bereich Spiritualität und Exerzitien im Kardinal König Haus, Wien.