Bericht von der Provinzkongregation
Vom 2. bis 6. Oktober 2019 fand in St. Ottilien die Provinzkongregation der Mitteleuropäischen Provinz der Congregatio Jesu statt. Mehr als 60 Schwestern und zwei Gefährtinnen trafen sich in St. Ottilien, um sich den 3 Aufgaben zu stellen, die eine Provinzkongregation zu erfüllen hat:
- Das momentane Bild der Provinz so klar wie möglich zu erfassen, damit auf der Generalkongregation 2020 aus der Summe aller Provinzen der Zukunftsweg der CJ gefunden werden kann.
- Die Delegierten für die Generalkongregation zu wählen.
- Am Ende der Amtszeit der Provinzoberin eine Bilanz zu ziehen und neue Perspektiven zu entwickeln
Die Delegierten haben sich gefragt: Wie sieht die Realität der Welt aus, in der die Schwestern der Mitteleuropäischen Provinz leben? Wie präsentiert sich die Realität der CJ heute? Welche Wege will man in Zukunft beschreiten? Das Benediktinerkloster St. Ottilien bot den Rahmen für diesen geistlichen Prozess, bei dem sowohl zurückgeschaut als auch die Gegenwart analysiert und die Zukunft in den Blick genommen wurde.
Die Delegierten bildeten einen guten Querschnitt aus jüngeren und älteren Schwestern, sowie aus Schwestern aus verschiedenen Sendungen und Aufgabenbereichen. Regelmäßige Gebets- und Reflexionszeiten bildeten den Rahmen für den geistlichen Prozess dieser Tage. Magister Georg Nuhsbaumer vom Kardinal-König-Haus in Wien übernahm die Moderation.
Zum Auftakt berichteten Sr. Marica Bašić, Sr. Igna Kramp, Sr. Gabriele Martin und Sr. Anna Schenck aus ihrem Engagement mit Geflüchteten, pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Jugendlichen und mit politischem Engagement und Lobbyarbeit für Mitarbeitende und Kunden in der Pflege.
Sr. Gabriele Martin, die mit Kindern und Jugendlichen erlebnispädagogisch arbeitet, stellte in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen, dass sich das Leben von Kindern und Jugendlichen sehr gewandelt habe. „Das ‚Ich‘ wird immer wichtiger. Jugendliche geben sich sehr selbstbewusst, sind es aber hinter dieser Fassade oft nicht. Sie wissen enorm viel, im Bereich der emotionalen Bildung können wir aber sehr wohl sehr viel beitragen. Ich erlebe viele Kinder und Jugendliche als suchend und sie lassen sich gern auf religiöse Angebote ein.“
Sr. Marica Bašić arbeitet mit Geflüchteten und Migranten und betonte: „Es geht bei Integration nicht nur um Hilfe bei konkreten Dingen wie Wohnung oder Arbeit, sondern auch darum, Kontakt zu finden, den Menschen zu sehen und sich wirklich zu begegnen, auf Augenhöhe.“ Die CJ könne da wirklich etwas beitragen: „Ich kann in der Congregatio Jesu mitgestalten und in meiner Sendung etwas bewirken. Diese Erfahrung, dass das gelingen kann, können wir weitergeben.“
Sr. Anna Schenck hat sich in den vergangenen Jahren beim Caritasverband in Niedersachsen in der politischen Arbeit im Bereich Pflege engagiert. „Ich erlebe eine Spaltung der Gesellschaft in die, die dazugehören und die, die sich abgeschoben fühlen und sich als ungesehen und ungehört empfinden“, führte sie aus. „Der Bedeutungsverlust von Kirche und Glaube ist immens. Gleichzeitig gibt es einen großen Bedarf an Menschen, die ethische und moralische Fragen und vor allem das Thema Gerechtigkeit in Diskussionen und den vorpolitischen wie politischen Prozess einbringen.“
Sr. Igna Kramp berichtete aus der Fortbildung von pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: „Es gibt einen enormen Bedarf an biblischer Grundlegung. Ich nehme auch einen großen Bedarf an geistlicher Begleitung von Einzelnen, aber auch von Gruppen und Prozessen wahr. Darin sehe ich eine große Chance. Was wir anbieten können – eine solche Begleitung, Unterscheidung der Geister, die Gestaltung geistlicher Prozesse – ist wichtig und wird nachgefragt.“
Die Gefährtinnen Dana Placido de Silvestre und Esther Finis zeigten auf, wie die Gefährtinnen sich entwickelt haben und wie die Laienfrauen, die sich mit der CJ verbunden haben, das Charisma Mary Wards in der Welt leben.
In ihrem Rückblick auf die Zeit seit der letzten Provinzkongregation betonte Sr. M. Sabine Adam CJ, Provinzialoberin der Mitteleuropäischen Provinz: „Wir befinden uns mitten in einem großen Umbauprozess unserer Gemeinschaft. Dabei haben wir die Themen Ignatianische Spiritualität – Gerechtigkeit – Frauen/Mädchen als Schwerpunkte definiert. Nun schauen wir gemeinsam, was das für die Zukunft bedeutet.“
In den folgenden Tagen diskutierten die Schwestern, welche Zukunftsbilder sie von Leitung haben, wie sie mit Macht in der Gemeinschaft umgehen wollen und formulierten Anträge für die Generalkongregation, die 2020 in Italien stattfinden wird.
Als Delegierte für die Generalkongregation wurden gewählt: Sr. Sabine Adam, Sr. Martha Zechmeister, Sr. Brigitta Barnai, Sr. Johanna Schulenburg, Sr. Veronica Fuhrmann. Sie werden im Sommer 2020 bei der Generalkongregation dabei sein.
Weitere Bilder und Eindrücke finden Sie in diesem kurzen Film.
Text: Esther Finis
Fotos: Sr. Helena Erler