Zum Leben geführt: Osterbrief der Provinzoberin
Mit starker Hand hat uns der HERR aus Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausgeführt.
(Ex 13,14b)
Liebe Schwestern,
Gottes Wege sind schwer zu verstehen, gerade dann, wenn Er Sein Volk durch schwierige Zeiten führt. Wir erleben schwierige Zeiten. Seit meinem Amtsbeginn vor gut zwei Jahren ist nichts mehr, wie es war. Und statt in diesem Jahr wieder in eine gewisse Stabilität einzutreten, gibt es Krieg in der Ukraine. Und wieder sind wir in besonderer Weise herausgefordert. Ja, Gottes Wege sind schwer zu verstehen, gerade dann, wenn Er Sein Volk durch schwierige Zeiten führt.
Aber genau in der Formulierung dieses Gedankens "Mit starker Hand hat uns der HERR aus Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausgeführt. (Ex 13,14b)" liegt eine Falle, in die ich Mensch so gern hineintappe: Ich fühle mich als Teil Seines Volkes. Das ist meist eine Freude für mich. Doch jetzt geht es mir schlecht – vielleicht auch nur etwas schlechter als sonst. Und statt mich darauf zu konzentrieren, wie gut der Herr mich führt, blicke ich auf die Schwierigkeiten, in denen ich stecke, jammere und mache womöglich den Herrn dafür verantwortlich.
Das Wüstenvolk, mit dem Mose unterwegs ist, verheddert sich immer wieder in diesem menschlichen Gedankengang. So lehnt es sich bei jeder neuen Schwierigkeit gegen Gott auf, statt dankbar anzunehmen, dass es noch lebt. Was für ein schwieriger Lernprozess in der Wüstenzeit!
Jesus dagegen zeigt uns in diesen Tagen Seines Leidens, dass es sich lohnt an Gott festzuhalten und sich der Führung Gottes anzuvertrauen. Sogar im Tod. Gott kann uns herausführen, Er will uns herausführen in neues Leben. Habe ich davon nicht oft gehört? Habe ich das nicht auch selbst schon erlebt? Wie lasse ich mich heute darauf ein? Ich habe die Wahl: Zu jammern, dass Gottes Wege schwer sind und unverständlich, oder dankbar zu sagen: Bis hierher hast Du mich geführt, Gott. Dir vertraue ich.
Ein frohes und vertrauensvolles Osterfest!
Ihre
Sr. Cosima Kiesner CJ