Sie war von Anfang an dabei - Vom Zugfahren, Skypen und Einleben in Nürnberg
Wir erinnern uns: Sr. Nicola Franz CJ hatte bei einer Zugfahrt Kontakt mit zwei Flüchtlingen bekommen – Mutter und Sohn, die sehr bedauerten, dass die Unterhaltung „mit Händen und Füßen“ nicht weiter fortgeführt werden konnte. Sr. Nicola wusste Rat: Skypen war von dem Zeitpunkt an zuverlässig und regelmäßig angesagt. Und was das in einem niederbayerischen Dorf, in einer Unterkunft ohne Internetanschluss bedeutete, können wir uns nur schwer vorstellen. Der junge Mann hatte nur sein I-Phone, auf dessen kleinem Bildschirm sich ihm in den Unterhaltungen nicht nur ein Plus an deutscher Sprache und Grammatik eröffnete, er fand, genau wie seine Mutter, Rat, Trost, Hilfe, einen Anlass zum Lachen, reges Interesse und fortwährende Ermutigung.
Nach langen und zähen Bemühungen über das Landratsamt in Regensburg und Kelheim konnten die beiden den Status erreichen, der sie dazu berechtigt, eine eigene Wohnung zu haben.
Und so, wie Mary Ward als Fürbitterin von Anfang an auch als Impulsgeberin, den beiden zu helfen, dabei war, so blieb sie auch an der Seite aller, die seit dem Herbst 2017 in Nürnberg die buchstäbliche Nadel im Heuhaufen, eine Wohnung für nur zwei Personen bei hunderten von Wohnungs-Suchenden, finden mussten. Am 11. Januar 2018 sind sie umgezogen, vorher durften Mutter und Sohn bei unseren Regensburger Mitschwestern das an Mobiliar und Geschirr aussuchen, was sie als Nötigstes für eine total leere, aber frisch renovierte Wohnung brauchten.
Bei der Schlüsselübergabe im Service-Center der Nürnberger Wohnungsbaugesellschaft wurden jeweils drei Schlüssel für Haustüre und Wohnungstüre überreicht. Noch an Ort und Stelle bekam der abgebildete kleine Schlüsselbund einen herzförmigen Anhänger, und ich wurde gebeten, ihn so lange zu mir zu nehmen, bis die beiden vertrauenswürdige Nachbarn gefunden haben, denen sie die Dritt-Schlüssel übergeben können.
Beide erholen sich langsam und werden ruhiger, auch gelassener im Umgang mit den Ämtern in der Stadt Nürnberg. Sie sind auf dem Weg, sich mit dem U-Bahn- und Straßenbahnnetz vertraut zu machen, haben für das Wichtigste arabisch sprechende Mitarbeiter zugeteilt bekommen und müssen sich nun hier einleben.
Am Samstag in dieser Maria-Ward-Woche war ich zum Essen eingeladen – ich musste und wollte dieses Zeichen des Dankes gerne annehmen und habe erfahren, was wir ja schon wissen: gemeinsames Essen stiftet Gemeinschaft auch im Sprechen. Wir haben uns prächtig unterhalten und dabei so wenig auf die Grammatik geachtet, dass die Worte sich wie von selbst zusammen gefügt haben.
Es ist noch viel zu tun und zu bewältigen, zu verarbeiten und zu verkraften, kennen zu lernen und Angst zu überwinden … Mary Ward’s Beispiel, die „Armen zu lieben“, wird uns bleiben und anfeuern, das uns Mögliche zu tun. Ihr Bild steht an meinem Arbeitsplatz links vom Bildschirm meines gut funktionierenden PC – so habe ich es immer im Blick.
Text und Fotos: Sr. Irmtraud Erlwein CJ