Zeit der Aussaat geht weiter
Nach 19 Jahren verlagert das Zentrum Maria Ward seinen Sitz
Augsburg. Rund 85 geladene Gäste waren am 15. Dezember gerne der Einladung zum jährlichen Dankgottesdienst des Zentrum Maria Ward (ZMW) nach Augsburg gefolgt, um ihre Verbundenheit mit den Schwestern zum Ausdruck zu bringen. Zugleich war manches Seufzen zu hören, denn der Jahresabschluss 2015 sollte bekanntlich der letzte nach 19 Jahren sein. Die Leitung der Mitteleuropäischen Provinz hatte bereits im Frühjahr den Beschluss kommuniziert, dass das Tagungshaus schließen werde.
„Zu danken gilt es für 19 Jahre geistliches Geschehen, für Kurse, Gespräche und Begegnungen in diesem Haus in vielfältigen Formen“, betonte auch Domkapitular i. R. Franz-Reinhard Daffner in seiner Predigt beim Dankgottesdienst. „Zu danken ist allen, die das Haus geleitet, in ihm gearbeitet und jene Atmosphäre geschaffen haben, die so geschätzt war. So können wir gleichsam einen gefüllten Korb an Gaben zum Altar bringen. Ja, es ist eine Zeit der Aussaat geworden“, fuhr Daffner unter Bezugnahme auf den Evangeliumstext des Gleichnisses vom Senfkorn fort. Gespräche während der letzten Monate hätten ihm gezeigt, wie viele Früchte das ZMW hervorgebracht habe. Dafür müsse man dankbar sein.
Domkapitular Daffner arbeitete drei „Wegspuren“ des Hauses heraus: die Begegnung mit Jesus, Stille und die Gemeinschaft. „Sie könnten sicher noch manches dazulegen als Spur in die Zukunft, die Ihnen wichtig geworden ist“, betonte er und appellierte an die Gottesdienstteilnehmer, auch künftig vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken.
Dank an alle
Provinzoberin Sr. Sabine Adam CJ dankte gegen Ende des Gottesdienstes ihren Mitschwestern, die das ZMW geformt und seine Atmosphäre geprägt hätten. Auch bei den früheren Angestellten, den ignatianisch geprägten Freunden und nicht zuletzt den Partnern aus der Diözese Augsburg bedankte sie sich: „Sie alle haben dazu beigetragen, dass hier Samenkörner gestreut werden konnten.“ Die Angebote des Zentrums Maria Ward blieben erhalten, betonte die Provinzoberin und wies dabei auf das neue Jahresprogramm 2016 hin. Der Sitz des ZMW sei ab Januar 2016 beim Provinzialat in München. Der Orden verfüge außerdem noch über zwei eigene Tagungshäuser in Neuburg an der Donau sowie in St. Pölten (Österreich).
Ein gemeinsames Abendessen beschloss den Abend. Vorläufig abschließend sei festgehalten, dass alle festangestellten Mitarbeiterinnen des ZMW bereits eine neue Arbeitsstelle finden konnten. Sr. Maria Obermaier CJ, die die Leitung des Tagungshauses innehatte, zieht nach Altötting um und freut sich auf ihre neuen Aufgaben. Sr. Cosima Kiesner CJ, die Leiterin des Zentrums Maria Ward, wird künftig in Pfronten im Allgäu wirken und von dort aus die inhaltliche Leitung des ZMW wahrnehmen. (rif)
Aus der Predigt von Domkapitular Daffner:
Verehrte, liebe Schwestern der Congregatio Jesu, liebe Schwestern und Brüder, die Sie diesem Haus verbunden sind, Sie haben es in der Einladung gelesen. Am Tag vor dem Hl. Abend 1996 versammel-te sich zum ersten Mal eine Gemeinde hier in dieser Kapelle zum Gottesdienst. Vielleicht waren die eine oder der andere von Ihnen ja sogar dabei. Es sollte ein Dankgottesdienst werden nach dem Abschluss einer zum Teil schwierigen Bauzeit. Vor allem die mächtigen Stahlträger mussten eingezogen werden in das altehrwürdige Cotta-Haus. Immer wieder hat Sr. Veneranda in der Bauzeit Mary Ward angerufen, dass alles gut gehen möge. Und in den besonders schwierigen Abschnitten bat sie ihre Mitschwestern in den Krankenzimmern um ihr Mitbeten. Am 26. Dezember 1996 sollten ja schon die ersten Einzel-Exerzitien mit Sr. Roswitha Bach CJ (die im Himmel heute mitfeiert) und P. Alex Lefrank SJ stattfinden. Ein von der Fürsprache der Namensgeberin und vom Gebet getragenes Haus konnte Gäste aufnehmen. In Erinnerung an diesen Beginn hat sich der jährliche Dankgottesdienst in den Tagen des Advents eingeführt. Den ersten Christbaum hatte Sr. Bonaventura, bekannt als Bona, besorgt.
Das ist 19 Jahre her. Heute soll es der letzte Dankgottesdienst sein. Viele haben die Entscheidung, dass das Haus geschlossen werden muss, sehr bedauert und bedauern sie. So ist auch ein Gefühl der Wehmut des Abschieds heute da. Sie darf Raum haben, weil sie zeigt, wie sehr dieses Haus Vielen ans Herz gewachsen ist.
Über der Einladung steht Dankgottesdienst. Zu danken gilt es für 19 Jahre geistliches Geschehen, für Kurse, Gespräche und Begegnungen in diesem Haus in vielfältigen Formen. Viele von Ihnen, die heute da sind, haben diese Jahre mitgeprägt, miterlebt. Sie alle haben persönliche Erfahrungen und Erinnerungen, die in die Eucharistiefeier einfließen. Zu danken ist allen, die das Haus geleitet, in ihm gearbeitet und jene Atmosphäre geschaffen haben, die so geschätzt war. So können wir gleichsam einen gefüllten Korb an Gaben zum Altar bringen.
Ja, es ist eine Zeit der Aussaat geworden. Das Gleichnis vom Wachsen der Saat im Evangelium hat uns an den Weg erinnert vom kleinen Senfkorn des Anfangs und von der Dynamik des Wachsens. In unserem Fall waren es dann nicht die Vögel des Himmels, die Wohnung fanden, sondern viele Menschen aus vielen Orten. Wer ein solches Haus öffnet und betreibt, braucht adventliche Haltungen: Erwartung und Hoffnung, Geduld und Ausdauer. Großzügigkeit, Dankbarkeit und Gottvertrauen. Und dann geschieht automatisch –automatä heißt es im Urtext des Evangeliums - dieses Wachsen. Natürlich ist viel gearbeitet worden in diesen Jahren, aber das Entscheidende wurde geschenkt. Die Früchte zu beurteilen dürfen wir getrost Gott überlassen. Aber allein die Gespräche in den letzten Monaten mit Vielen, die von der Schließung gehört haben, zeugen von vielen Früchten…