Wo Biber und bedrohte Pflanzen gedeihen: Magdalenenpark
Wo Biber und bedrohte Pflanzen gedeihen: Magdalenenpark in Pasing
„Dieses Gelände ist etwas Besonderes, auch für uns vom BUND Naturschutz. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich dort sein kann.“ Wenn Martin Hänsel vom BUND Naturschutz (BN) Kreisgruppe München über den Park in München-Pasing spricht, gerät er ins Schwärmen. Nachdem die Congregatio Jesu das Gelände rund um die Würminsel an den BN-Landesverband übergeben hat, sind die Naturschützer dort sehr aktiv und machen aus Garten und Park einen Naturschutzbereich, den Magdalenenpark.
„Unser langfristiges Ziel ist es, das Schöne zu bewahren und für noch mehr Vielfalt zu sorgen“, so Hänsel. Finanziert wird das Ganze mit Mittel aus einer Erbschaft. „Damit verbunden ist auch, Teile des Geländes öffentlich zugängig zu machen – das ist natürlich ein Spagat, denn die besondere Einzigartigkeit ist ja genau dadurch entstanden, dass der Park nicht öffentlich zugängig war.“ Wie genau das Konzept aussehen kann, ist noch in der Planung, denkbar seien jedoch eine Teilöffnung und BN-geführte Spaziergänge mit Informationen zur Natur und ihren Schätzen. „Wir wollen zeigen, was alles möglich ist, wenn man sich Mühe gibt und auf die Natur achtet – das können nämlich auch Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner zu Hause. Dafür wollen wir Mut machen.“
Ein Weg dahin ist die Anlage von Mustergärten im ehemaligen Gemüsegarten. Dort sollen verschiedene Beete entstehen, die zeigen, wie man den eigenen Garten naturnah und vielfältig anlegen kann. Dabei soll zum Beispiel auch gezeigt werden, wie man eine klassische Rasenfläche im Sinne der Natur aufwerten kann – Schritt für Schritt sichtbar auf verschiedenen Flächen. Zudem sollen Pflanzen gezeigt werden, die Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten ein Zuhause bieten. Doch der Garten soll auch weiterhin zeigen, dass er als Klostergarten angelegt wurde. „Wir wollen den Charakter des Ortes bewahren und auch seine Geschichte weiterhin sichtbar halten“, erklärt der Naturschützer.
Im Gemüsegarten sollen vor allem alte Gemüsesorten aus Biosaatgut angebaut werden. „Uns ist es wichtig, dass wir autochtone, also am Standort heimische Pflanzen nutzen“, erklärt der stellvertretende Geschäftsführer der Kreisgruppe München des BN. „Standortheimische Pflanzen sind auch genetisch perfekt an ihre Umgebung angepasst und wachsen besser. Zudem tragen wir so zur Biodiversität, also zur Vielfalt der Flora, bei und helfen mit, diese zu bewahren. Gerade in Zeiten des Klimawandels, wo wir auch Pflanzen brauchen werden, die mit den veränderten Bedingungen gut zurechtkommen, ist das eine wichtige Aufgabe.“
Unterstützt wird Martin Hänsel bei den Arbeiten von einem Team aus ehrenamtlichen Helfer:innen. Sie sind bei allen Arbeiten beteiligt und haben zum Beispiel den Garten mit Schafwolle und Schafdung gedüngt und einen Kompost angelegt. Auch das ehemalige Alpineum rund um die Lourdesgrotte haben sie freigeräumt. „Es war ganz zugewachsen, nun kommt die Grotte wieder viel besser zur Geltung. Eine Überlegung ist, dort einen Pfad anzulegen, der verschiedene Nistmöglichkeiten für Insekten zeigt, so dass man diese dort beobachten kann, ohne die Tiere zu stören“, berichtet Martin Hänsel.
Bei den Arbeiten geht es durchaus auch einmal um das Beseitigen von Pflanzen. „Efeu profitiert sehr stark vom höheren CO2-Gehalt in der Luft und kann diesen mehr als andere Pflanzen in Wachstum umsetzen. Daher hat er sich stark ausgebreitet und verdrängt andere Pflanzen. Darum wollen wir ihn auf Normalmaß zurückdrängen und die Blühpflanzen dadurch stärken. Auch der japanische Staudenknöterich hat sich hier viel zu stark verbreitet. Da wir bewusst keine Pestizide nutzen wollen und das Gelände nicht mit Ziegen beweiden können, versuchen wir, ihn händisch auszugraben und die verbleibenden Pflanzen regelmäßig abzuschneiden, um die invasive Art zu schwächen, damit sie nicht noch mehr heimische Pflanzen verdrängt.“
Unter diesen heimischen Pflanzen sind auch ganz besondere Schätze. „Wir haben den Dreifingersteinbrech gefunden – eine unscheinbare Pflanzenart, die aber auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Pflanzen steht, das ist unglaublich“, freut sich Martin Hänsel. Auch die Orchideenart „Weißes Waldvöglein“ hat sich auf dem Gelände angesiedelt. „Wir haben vier Standorte gefunden, einen am Fuße einer Linde und einen am Rand einer Zierhecke, das ist etwas ganz Besonderes.“
Auch das Tierreich im Park bietet eine große Besonderheit: „Wir haben Biber auf dem Gelände, das ist ein persönliches Highlight“, freut sich der BN-Experte. „Der Biber lebt seit etwa zehn Jahren an der Würm und ist eine große Bereicherung.“ Allerdings gibt es beim Zusammenleben mit dem Nager auch einiges zu beachten. Die Naturschützer haben daher Bäume, die der Biber nicht fällen soll, mit einem Schutz versehen und bieten dem Tier eine sogenannte „Ablenkfütterung“ an, um den Druck auf den Baumbestand zu senken. Wenn der Biber mal wieder vor die Linse der Wildtierkamera läuft, die der BN aufgestellt hat, freuen sich alle Beteiligten.
Auch die Schwestern in Pasing freuen sich am neuen Leben für ihren alten Park. „Der Kontakt zueinander ist sehr gut“, bestätigt auch Martin Hänsel. „Es ist immer schön, wenn die Schwestern uns im Park treffen und wir uns austauschen können.“ Eine besonders rege Besucherin ist Sr. Gonzaga Wennmacher CJ – von ihr stammen auch die vielen schönen Fotos aus dem Park. Herzlichen Dank!
Übrigens sind auch weitere ehrenamtliche Helfer:innen willkommen: Wer den Biber einmal live in Aktion erleben oder mithelfen möchte, die besondere Flora des Magdalenenparks zu erhalten, kann sich bei der BN-Kreisgruppe München melden: https://bn-muenchen.de/bn-muenchen/geschaeftsstelle/ Dort bekommen auch interessierte Hobbygärtner:innen Tipps für die naturnahe und vielfältige Gestaltung ihrer Gärten.