Weite, Buntheit, Geschwindigkeit
Möglichkeiten für die Seelsorge in der Großstadt – Sr. Magdalena Winghofer CJ ist die neue Stadtjugendseelsorgerin in Nürnberg
Nürnberg. „Jugendliche sind in der Kirche eine Minderheit und Minderheiten brauchen Artenschutz.“ Eine Aussage, mit der die neue Stadtjugendseelsorgerin von Nürnberg, Schwester Magdalena Winghofer CJ (Congregatio Jesu), für Schmunzeln sorgt. Mit einem Lächeln im Gesicht und mit viel Spaß an den Herausforderungen, die Jugendseelsorge in einer Großstadt wie Nürnberg mit sich bringt, geht die 34-Jährige ans Werk. Selten sei sie so freundlich und freudig empfangen worden wie hier, jetzt gelte es, zu schauen, zu hören, zu fühlen und zu empfinden, was hier schon läuft und wo sie eigene Akzente setzen könne. „Unterwegs sein im Leben und im Glauben, zusammen mit den Jugendlichen gemeinsam auf dem Weg zu sein, sie in ihrem Entdecken zu unterstützen, das möchte ich hier tun.“
Jugendliche im Alter zwischen 14 und 27 Jahren seien keine einheitliche Gruppe. So wie es für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Erwachsenen und Familien verschiedene Angebote innerhalb der Kirche gäbe, müssten auch die jungen Menschen in ihrer Verschiedenheit eine Bandbreite an möglichen Angeboten vorfinden. „Außerdem“, so Schwester Magdalena weiter, „entdecken wir in der Kirche gerade die ‚jungen Erwachsenen‘.“ Auch da müsse geschaut werden, was wir ihnen bieten könnten.
Nürnberg – ein gutes Pflaster
Die Großstadt Nürnberg reize sie, da sie die Weite, Buntheit, Geschwindigkeit und die Möglichkeit, Neues auszuprobieren, schätze. Das habe sie bei ihrer Arbeit in Frankfurt am Main kennengelernt. „In Nürnberg gibt es schon ein breites Angebot für Jugendliche, da können wir als Kirche einen weiteren Punkt setzen.“ Überhaupt sei es gut, wenn Christen in Konkurrenz seien und nichts selbstverständlich sei. „Dann kommen Menschen bewusst zu uns, weil sie uns wollen!“ In Nürnberg, das sie aus früheren Jahren kennt, könne man gut leben und arbeiten.
Ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit werde sein, junge Menschen auf dem Weg zu ihrer „Verortung in der Gesellschaft zu begleiten und ein bisschen Ordnung in die bunte Palette zu bringen.“ Jugendliche, das weiß die 34-jährige Maria-Ward-Schwester aus ihrer jahrelangen Erfahrung, stünden heute enorm unter Druck. „Es ist nicht leicht, jung zu sein; ein enormer Leistungsdruck und Erwartungshaltung lasten auf den jungen Schultern.“ Da Vieles für unsere heutige Gesellschaft in Deutschland verhältnismäßig leicht zu erreichen sei, belaste das die jungen Menschen unter Umständen sehr.
Biografisches
Schwester Magdalena Winghofer CJ ist 1982 in Stuttgart geboren, dann nach Franken gezogen und hat im Heinrich-Schliemann-Gymnasium Fürth Abitur gemacht. Es folgte das Theologiestudium in Bamberg, später die Ausbildung zur Pastoralreferentin im Bistum Limburg. 2007 begann sie ihre Ordensausbildung bei der Congregatio Jesu (CJ), auch Maria-Ward-Schwestern genannt. Das Noviziat (Zeit der Ausbildung und Prüfung für eine Person, die in den Orden eingetreten ist) führte sie schon einmal nach Nürnberg; auch ein Praktikum in der Cityseelsorge der Offenen Kirche St. Klara 2004 machte sie mit der Katholischen Kirche in Nürnberg vertraut. Mit Öffentlichkeitsarbeit, sozialen Medien und Online-Projekten hat sie Fuß in der Medienlandschaft gefasst. Sie wirkte vor allem in Bad Homburg, Frankfurt und zuletzt in Mainz. Wenn neben Beruf und Berufung noch Zeit bleibt, dann freut sie sich auf Singen, Bergwandern und Pilgern. In der Stadt wird die agile 34-Jährige vor allem mit dem Fahrrad unterwegs sein: mit Schleier UND Helm!
Stadtjugendseelsorgerin und BDKJ-Präses
Schwester Magdalena ist sowohl Stadtjugendseelsorgerin der Katholischen Stadtkirche Nürnberg als auch BDKJ-Präses. Hinter dem Kürzel BDKJ verbirgt sich der „Bund der Deutschen Katholischen Jugend“, der Dachverband der katholischen Jugendverbände; unter „Präses“ wird die Leitung eines kirchlichen Verbandes bezeichnet. Zum Präses des BDKJ Nürnberg-Stadt wurde sie von Jugendlichen im Rahmen einer Stadtversammlung im Juli 2016 gewählt. Das ist die Voraussetzung, um von den beiden Bischöfen in Bamberg und Eichstätt zur Stadtjugendseelsorgerin ernannt zu werden.
Langjähriger Stadtjugendseelsorger zieht Bilanz
Ralph Saffer (51) war insgesamt sechs Jahre lang Stadtjugendseelsorger in Nürnberg. „Es war eine spannende, erlebnisreiche und bereichernde Zeit.“ In Nürnberg – und das schätzt Saffer außerordentlich – geht ganz ganz viel. „Hier kann man Vieles ausprobieren und damit auch Jugendliche erreichen, zu denen es sonst keine Verbindung gibt.“ Auch die ökumenische Zusammenarbeit funktioniere und habe etliche Projekte auf den Weg gebracht. Dass mit Schwester Magdalena erstmals eine Frau Stadtjugendseelsorgerin in Nürnberg werde, freut Saffer. „So sehen andere Frauen, dass es in der Katholischen Kirche eben auch für Frauen möglich ist, etwas zu werden und sich verwirklichen zu können.“
Text: Elke Pilkenroth/Stadtkirche Nürnberg, Foto: Michael Ziegler