Weihnachtsbrief der Provinzoberin
Sr. Sabine Adam CJ ermutigt und hofft auf die einigende Kraft der Liebe
Mir hat sich dieses Jahr die Weihnachtsbotschaft über ein Adventslied erschlossen: „Gott heilger Schöpfer aller Stern“. Aber es war gar nicht so sehr der Text, der mich berührt hat, sondern die Zahl 1000, die unter dem Lied stand. 1000 Jahre ist die Melodie dieses Liedes alt. Wie viele „tausendjährige Reiche“ hat sie überlebt, Kriege und Pest, Hexenverfolgung und Diktatur. Unbeirrt von allem, was „dröhnend wie ein Stiefel daherstampft“ (Jes. 9,4) wurde sie einfach immer weiter gesungen.
Sie ist leise, unspektakulär, hat sich nicht vorgenommen, tausendjährig zu sein. Es hat sich ereignet. Menschen, Christen haben nicht aufgehört, ihrer Hoffnung und Sehnsucht im Lied Ausdruck zu verleihen. Es ist schwach im Vergleich zu dem, womit tausendjährige Reiche aufwarten. Und doch hat das Lied überlebt, während die politischen Systeme nur noch im Geschichtsbuch zu finden sind.
Im Guten, wie im Schlechten haben Menschen das Bedürfnis zu überdauern. Es ist schmerzhaft, dabei immer wieder an Grenzen zu stoßen, immer wieder konfrontiert zu sein mit unserer Endlichkeit…
Die politische Situation in Europa und der Welt wird gegenwärtig von dem Versuch bestimmt, eine, die islamistische, Ideologie absolut zu setzen. Europa soll gereinigt werden von weltlichen Entartungen. Da klingt auch das „Endgültige“ durch, das „ein für alle Mal“, das Tausendjährige. Damit erleben wir im bisher sicheren Deutschland etwas, was für Menschen anderer Nationen schon lange zum Alltag gehört: Unsicherheit und Angst, Leid und Wut und all das, was in der Folge an gefährlichen Gegenströmungen entsteht. Was können wir dagegen tun?
Singen wir unser Lied weiter! Vielleicht werden wir durch diese Ereignisse in einen Prozess hineingezwungen, bei dem sich quer durch alle Lager und Religionen diejenigen finden, die von der göttlichen Macht singen; eine Macht, die sich als Liebe zeigt und die, wie wir Christen wissen, immer auch das Kreuz als Teil der (Er)-Lösung beinhaltet.
Als die Samariterin Jesus am Jakobsbrunnen fragt, wo die richtige Stätte sei, Gott anzubeten, antwortet Jesus: Nicht in Samarien, nicht in Jerusalem. „Aber die Stunde kommt, und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden.“ (Joh 4, 23) …