Weihnachten vorbei…?

Ausgediente Weihnachtsbäume am Straßenrand – dieses Bild prägt für mich die ersten Werktage nach Weihnachten. Kreuz und quer liegen sie, an manchen Stellen haufenweise, mit dürren, ausgebleichten Nadeln. Verloren hängt in manchen noch ein letzter glänzender Lamettafaden oder eine vergessene bunte Kugel. Ein ziemlich trauriges Bild.

Und irgendwie bringt es die Botschaft auf den Punkt: Das Fest ist vorbei, jetzt beginnt wieder das „richtige Leben“.

Aber: Sind dürre Weihnachtsbäume wirklich das Einzige, was bleibt, wenn das Fest vorbei ist?

Wenn ich am Ende der Weihnachtszeit meine Weihnachtsdekoration einpacke, stelle ich mir diese Frage jedes Jahr auf´s Neue.

Vier Wochen lang haben wir im Advent dieses Fest vorbereitet; in den vergangenen Tagen haben wir groß gefeiert – und jetzt ist alles vorbei, die alltägliche Wirklichkeit holt mich wieder ein. Es wäre doch schön, wenn ein bisschen was vom Fest bleiben würde!

Immer wieder überlege ich mir dann, ob ich nicht die Krippe das Jahr hindurch stehen lassen soll. Oder zumindest das Jesuskind. Denn die Krippe steht für mich für das, was von Weihnachten bleibt: In Jesus ist Gott in unsere Welt gekommen. Er ist einer von uns geworden, Mensch wie wir.

Das ist die christliche Weihnachtsbotschaft. Wirklich etwas anfangen kann ich damit allerdings erst, wenn ich diese Sätze für mich konkret mache, alltäglich eben – so wie es das Bild der Krippe tut: Wie jeder Mensch wird Jesus als kleines Kind geboren – so ungefähr 50 cm groß und dreieinhalb Kilo schwer. Er schreit, schläft, hat Hunger und Bauchkrämpfe.

Aber wie jedes Kind wird auch Jesus größer und verändert sich: Er lernt das Laufen und entdeckt die Welt. Hat Wackelzähne und übt Lesen und Schreiben.

Und schließlich wird er erwachsen. Muss morgens aufstehen und ist noch müde. Arbeitet, freut sich am Erfolg, hat am nächsten Tag Muskelkater. Und manchmal Kopfschmerzen. Er lernt Menschen kennen, entwickelt Freundschaften und macht sich Sorgen um seine Eltern.

Er kennt eben all das, was menschlich ist und zum menschlichen Alltag gehört.

Mir hilft es, mir so ganz alltäglich-konkret vorzustellen: Jesus hat alles das, was ich erlebe, auch erlebt. So kann ich ein wenig besser fassen, was Weihnachten bedeutet: In Jesus ist Gott mit meinem Leben vertraut. Nicht nur von außen, aus sicherer Distanz. Sondern aus eigener Erfahrung, von innen heraus.

Die Krippe habe ich am Ende noch jedes Jahr doch wieder in den Karton gepackt, wenn ich nach altem Kalender am 2. Februar die Weihnachtszeit beende. Denn dann hat sie ihren Zweck erfüllt. Sie hat mich daran erinnert: Gott ist einer von uns geworden, Mensch wie ich.

Und was das heißt, das zeigt mir dann das „richtige Leben“. Und das beginnt, wenn dürre Weihnachtsbäume an den Straßen liegen…

Text: Sr. Magdalena Winghofer CJ, Bild: Simon Berger

 

Dieser Text ist zuerst als Beitrag im Hessischen Rundfunk erschienen.