Schwester mit sozialpolitischem Engagement
Bericht über eine Sendung an der Schnittstelle von Caritas und Politik
Hannover. Für die Congregatio Jesu ist es ein eher ungewöhnliches Arbeitsfeld: Die niedersächsischen Caritasdirektoren fragten an, ob Sr. Anna Schenck CJ die Altenhilfe- und -pflege in der geplanten Landesstelle Caritas in Niedersachsen übernehmen könnte. Die Provinzleitung entschied sich für diese Sendung. Seit einem Jahr nun verantwortet Sr. Anna diesen Aufgabenbereich in der Landeshauptstadt Hannover.
Zum 1. Oktober 2013 haben die drei Diözesancaritasverbände in Niedersachsen (der Diözesen Hildesheim und Osnabrück sowie des Offizialatsbezirks Vechta) ein Büro in der Landeshauptstadt gegründet, um ihre Aktivitäten auf Landesebene zu bündeln, noch stärker als bisher mit einer Stimme zu sprechen und ihre Positionen und Interessen schneller und mit größerem Nachdruck in die politische Meinungsbildung, in Landesgremien und Arbeitsgruppen einzubringen. Zwei Themenfelder wurden in Hannover mit einer eigenen Person besetzt: die Kinder- und Jugendhilfe sowie die Altenhilfe und -pflege.
In diesem Kontext gestaltet Sr. Anna Schenck CJ seit einem Jahr das sozialpolitische Lobbying, die Gremienarbeit, die Rahmenbedingungen und die Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Altenhilfe und -pflege auf Landesebene mit. Sie vertritt dabei die Caritaseinrichtungen der ambulanten und stationären Pflege sowie der offenen Altenhilfe in ganz Niedersachsen. Im Hinblick auf das Aufgabespektrum der Caritas sowie die demographische Entwicklung ist die Altenpflege ein zentrales Feld, nicht zuletzt aufgrund der vielfältigen Regelungen und Verhandlungen auf Landesebene, aber auch der schwierigen Rahmenbedingungen in Niedersachsen.
Die Aufgabe
Die alltägliche Arbeit von Sr. Anna ist geprägt von vielfältiger Gremienarbeit und Abstimmungsprozessen. An erster Stelle steht die Abstimmung mit den Kolleginnen und Kollegen in den Diözesancaritasverbänden, die die Fachberatung und Begleitung der Einrichtungen vor Ort wahrnehmen. Es wurde eine Arbeitsgemeinschaft der Caritas-Pflegeeinrichtungen auf Landesebene ins Leben gerufen, für die Sr. Anna die Geschäftsführung übernommen hat.
Wichtig ist auch die Mitarbeit in den Gremien der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, die subsidiär viele soziale Aufgaben des Staates übernimmt und sich an politischen Entscheidungsprozessen beteiligt. Hier vertritt Sr. Anna die Caritas im zuständigen Fachausschuss und diversen Arbeits- und Verhandlungsgruppen. Die Zusammenarbeit mit der Diakonie nimmt hier einen besonderen Stellenwert ein. Hinzu kommen weitere Organe der so genannten Selbstverwaltung auf Landesebene.
Durch die sozialpolitische Arbeit versucht Sr. Anna, zusammen mit anderen Partnern auf den Meinungsbildungsprozess auf Landesebene, auf Landespolitiker und Ministerien im Sinne der Caritaseinrichtungen, aber auch der Pflegebedürftigen einzuwirken. Geplant sind auch öffentlichkeitswirksame Aktionen für die Pflege. Schließlich gibt es auch die Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Bundesebene, besonders dem Deutschen Caritasverband.
Wichtiges Tätigkeitsfeld, auch für eine Ordensfrau
Auch wenn das Tätigkeitsfeld von Sr. Anna zunächst ungewohnt, die konkreten Aufgaben weit weg von bedürftigen Menschen erscheinen, passt der Einsatz für Arme und Hilfsbedürftige, auch das sozialpolitische Engagement gut zur Sendung der Congregatio Jesu. Bereits im ersten Jahr konnte einiges auf Landesebene bewegt, das Profil der Caritas geschärft werden.
Allein die Vorstellung als „Schwester“ kann in einem überwiegend säkularen Kontext schon Stein des Anstoßes oder Anlass für weitere Fragen sein, ergeben sich viele kleine Gelegenheiten, um Zeugnis für den Glauben und unseren Auftrag, letztlich für Jesus und seine besonderen Sorge für die Armen zu geben.
Sr. Anna Schenck fasst es so zusammen: „Die unmittelbare Begegnung mit den Menschen, für die ich arbeite, mit alten und pflegebedürftigen Menschen, aber auch mit Pflegekräfte fehlt mir schon manchmal. Dann blicke ich auf ein Foto von einer pflegebedürftigen Frau, die mir sehr ans Herz gewachsen war, oder ich erinnere mich an ein Zitat von Papst Franziskus (in La Repubblica): ‚Die schlimmsten Übel, die die Welt in diesen Jahren heimsuchen, sind die Jugendarbeitslosigkeit und die Einsamkeit, der man die Alten überlässt. Die alten Menschen brauchen Pflege und Gesellschaft, die Jungen brauchen Arbeit und Hoffnung.‘ Gerne leiste ich hierzu meinen Beitrag.“ Text: Sr. Anna Schenck CJ