Sr. Gonzaga: Über 40 Jahre Engagement für Simbabwe
Wer in Deutschland an die Congregatio Jesu in Simbabwe denkt, denkt immer auch an Sr. Gonzaga Wennmacher CJ. 44 Jahre lang (unterbrochen nur von ihrer Dienstzeit als Provinzsekretärin 2004 – 2011) war sie das Gesicht der Simbabwe-Hilfe. Jetzt gibt sie diese große Verantwortung weiter.
An den Tag, an dem sie ihr Herz für Simbabwe öffnete und die Liebe für dieses Land und seine Menschen für immer ein Teil von ihr wurden, erinnert Sr. Gonzaga Wennmacher CJ sich noch genau: „Das war im Frühjahr 1980. Ich war in Bingen Lehrerin an der Hildegardis-Schule. An einem Tag kam Sr. Theresia Fischer zu uns und hielt Vorträge über ihre Arbeit und die der Mitschwestern in Simbabwe. Ich habe mit drei unterschiedlichen Klassen ihre Vorträge besucht und ich hing ihr in allen drei Stunden fasziniert an den Lippen.“
Nach Ende des Unterrichts stellte sie viele Fragen. „Ich hatte mich ja schon zuvor für die Berichte aus der Ferne interessiert und aufmerksam verfolgt, was dort passierte“, sagt Sr. Gonzaga. Nun konnte sie aus erster Hand noch mehr erfahren „Ich wollte alles wissen, buchstäblich alles“, lacht Sr. Gonzaga. Und ihre ältere Mitschwester erzählte gern. Von Chishawasha und der St. Joseph’s Klinik, dem Waisenhaus, der Schule und dem Internat für die Kinder, die zu weit entfernt wohnten. Und von den Neuerungen, die die Schwestern ermöglicht hatten:
Als sie ankamen, gab es in Simbabwe noch keine höhere Bildung für Mädchen. Jesuitengeneral Pedro Arrupe SJ war der erste, der die Erlaubnis für Koedukation von Jungs und Mädchen gab und so waren es Maria-Ward-Schwestern, die die ersten Mädchen in Simbabwe zum Abitur führten. „Kurz vor der ersten Abiturprüfung erkrankte Sr. Hildegardis und verstarb sehr schnell. In ihrer Not telegrafierten die Schwestern nach England, um einen Ersatz anzufordern. Da kamen Sr. Christopher und Sr. Joana – das ist noch ganz lebhaft in meinem Kopf“, erinnert sich Sr. Gonzaga.
Über die Jahre haben sie und Sr. Theresia sich herzlich angefreundet – und Sr. Gonzaga wurde eine immer glühendere Unterstützerin der Arbeit in dem bitterarmen Land.
Was sie damals so besonders berührt hat? Das mutige Engagement dieser Frauen, in einem Land, in dem Frauen kaum Rechte hatten. Die Möglichkeit, wirklich etwas zu bewegen, auch mit kleinen Hilfen. Und ihre Mitschwester selbst: „Sr. Theresia war groß, aber niemand musste zu ihr aufschauen. Sie hat sich immer hingekniet oder zu den Kindern herabgebeugt – das hat mich beeindruckt und das habe ich mir von ihr abgeschaut“, erinnert sich Sr. Gonzaga.
Etwas anderes konnte sie sich nicht abschauen: Wie man Spenden sammelt. Das hat sie im Selbststudium erlernt – und durch die Nutzung ihrer Fähigkeiten und Talente. Schon immer hatte sie eine Liebe fürs Fotografieren und fürs Schreiben. Und so entwarf und gestaltete sie besondere Adventskalender, die sie Jahr für Jahr drucken ließ und für eine Spende weitergab.
„Irgendwann meldete sich eine ehemalige Schülerin bei mir, die mit ihrer Schwester die Druckerei des Vaters übernahmen – sie halfen mir mit reduzierten Kosten für Druckarbeiten oder übernahmen auf Kosten des Hauses auch mal größere Rechnungen für Flyer, um uns zu unterstützen, das war wunderbar. Auch die Post in Bingen, die ungezählte 10-Kilo-Pakete von mir gepackt mitnahm, wenn sie die Schulpost brachte, hat mir erheblich geholfen. Die schweren Pakete musste ich nicht mehr zur Post zu Fuß bringen ... sogar das Wechselgeld brachte mir die Briefpost am nächsten Tags wieder mit, wenn ich das Geld für die Pakete nicht passend hatte. Das alles ist mir in bleibender dankbarer Erinnerung.“
Sr. Gonzaga war und blieb unermüdlich im Einsatz, hielt Vorträge mit den Informationen, die die Mitschwestern ihr schickten, war eine der ersten, die Powerpoint lernte, um auch Bilder zeigen zu können. Sie war in Pfarrgemeinden, Frauengruppen und Schulen aktiv – auch als sie in Pension ging, hörte sie nicht mit ihrem Engagement auf. Sie unterstützte Spendenaktionen, reiste mit der Bahn zu Scheckübergaben und erzählte unermüdlich von „ihrem Simbabwe“ – und in den letzten Jahren, als die Schwestern auch ein Engagement in Mosambik übernahmen, auch von dort.
Die Summen, die sie einwarb, protokollierte sie gewissenhaft und dokumentierte, was und wie damit geholfen werden konnte. An zwei Spenden erinnert sie sich besonders: Einmal gab eine wohlhabende Spenderin ihr bei zufälligem Treffen unterwegs 1.000 Euro – einfach so, „die hatte das im Geldbeutel dabei und wollte keine Spendenquittung“. Eine großzügige Geste.
„Aber es geht ja gar nicht darum, dass man große Summen gibt“, sagt Sr. Gonzaga entschieden. „Einmal habe ich in einer Schule von Simbabwe berichtet und Fotos gezeigt von den Kindern im Waisenhaus. Bei einem späteren Vortrag sahen mich zwei Kinder, die mich schon kannten - ich sammelte nie Geld ein bei Schülerinnenund Schülern. Da kam ein Kind und gab mir einen Euro von seinem Taschengeld, was ich herzlich bedankte. Das andere Mädchen holte ein 2-Euro-Stück heraus und wollte es mir geben – da rief das erste Kind – "Waaas, so viel' ... und ich sagte: 'Die Mama hat dir das bestimmt mitgegeben, dass Du, wenn es nötig ist, unterwegs etwas dabei hast, ich möchte deshalb das Geld nicht nehmen'. Stille bei allen. Dann sagte das erste Kind und schaute mich dabei an: 'Doch.' Also dankte ich wiederum herzlich und die beiden liefen ganz rasch weg."
Nur ein einziges Mal in all den Jahren trat Sr. Gonzaga selbst die weite Reise nach Simbabwe an und verbrachte drei Monate mit den Menschen, von denen sie schon so viel gehört hatte. Sie war beeindruckt von den Kindern, den Familien, die für die Bildung ihrer Kinder so viel auf sich nahmen, von den Mitschwestern, die nicht nur unterrichteten, sondern auch Häuser bauten und reparierten, die eine Krankenstation aufgebaut hatten und einen Hühnerstall. Von diesen Frauen, die mit so viel Tatkraft und Lebensmut auch schwere Situationen meisterten und wirklich etwas bewegen konnten. „Das waren keine Sensationen, von denen in den Nachrichten berichtet wird, aber es verändert doch so viel für die Menschen in dieser abgelegenen Region.“ Und natürlich nahm sie alles so intensiv wie möglich in sich auf, um auch anderen von dieser Hilfe berichten zu können. „An einer alten Reiseschreibmaschine schrieb ich alles auf, auch die Erinnerung an einen Abend mit einem heftigen Tropengewitter, und wie mich das beeindruckt hat“, erinnert sie sich.
Nun – mit fast 83 Jahren – gibt sie ihre Aufgabe in neue Hände weiter. In Zukunft wird Sr. Mercy Shumbamhini sich um die Betreuung der Spenderinnen und Spender kümmern und neue Unterstützer:innen suchen. Sr. Gonzaga wird aber nicht ganz aufhören, für ihr Lebenswerk tätig zu sein. „So lange ich kann, werde ich für Mercy und ihre Mitschwestern, für die Freunde Mary Wards, die Lehrerinnen und Lehrer, die Schülerinnen und die Betreuer im Waisenhaus in Simbabwe beten und zu Gott hoffen, dass er ihnen gute Wege für die Zukunft ebnet.“
Video: Danke an Sr. Gonzaga und alle Spender:innen!