Schwammerl beim U60-Treffen
In der europäischen Philosophie der letzten Jahrzehnte hat sich der Begriff „Rhizom“ zunehmend etabliert. Er ist der Botanik entliehen und bezeichnet eine bestimmte Struktur: ein nicht-hierarchisches, loses soziales Geflecht. Eine wichtige Eigenschaft sind Querverbindungen. Eine weitere wichtige Eigenschaft ist, dass es normalerweise nicht sichtbar ist, wie das Geflecht (Myzel) eines Pilzes, dessen Hauptkörper immer verborgen ist im Boden oder im Holz. Nur ganz am Rande dieses eigentlichen Pilzkörpers werden punktuell, z.B. im Herbst, ein paar Gestalten sichtbar – und werden, obwohl sie nur ein kleiner Teil sind, dann wie das Ganze, „Pilze“ (oder „Schwammerl“), genannt.
Das U60 Treffen am 18.-20. Oktober 2024 könnte damit sehr gut beschrieben werden – hinsichtlich Form, Umgebung und Poesie.
Wir waren eine sehr kleine Gruppe, ein kleiner Teil der unter 60jährigen Schwestern. Nur ein Bruchteil von ihnen konnte sich aus verschiedenen Gründen dieses Jahr auf die Reise zum Treffen machen, für den Austausch über die Konstitutionen, Austausch über die Arbeit, Gebet und Freizeit. Deshalb zeigen Gruppenfotos von dem Treffen nur einen kleinen Teil der Schwestern „U60“.
Im Südwesten des Exerzitienhauses St. Paulus (Augsburg-Leitershofen), dem Ort unseres Treffens, war ein weiter Wald, in dem wir einen mehrstündigen Spaziergang machten. In herbstlicher Gesamtstimmung zog uns ausgerechnet der aktuelle Pilz-Reichtum (Arten, Farben) in seinen Bann, obwohl zunächst keine von uns ein spezielles Interesse an Pilzen mitbrachte. Sie waren richtig schön.
Die Poesie schließlich liegt im typischen Schillern der Metapher „Herbst“: Etwas geht zu Ende und zugleich bildet es den Anfang für etwas Neues. Doch was als Pilz im Herbst sichtbar wird, zeigt weder die Vegetation, die endet, noch das, was im Frühling kommt. So eine „“Übergangsform“ fühlt sich ganz eigen an. Auch unsere kleine Zahl machte unsicher. Aber deutlich spürbar war, dass – unsichtbar – auch alle Abwesenden mit im Gebet waren. Und dass diese verborgene Verbindung untereinander für uns wichtig ist.
Es gab kein vorgegebenes Programm. Niemand musste kommen. Niemand war Leitung. Und es war gut. So verschieden wir sind, darin waren wir uns dann einig. Welche Form daraus in Zukunft erwachsen wird, weiß Gott.
Text: Britta Müller-Schauenburg CJ, Fotos: Bianca Petre CJ, Magdalena Winghofer CJ, Nathalie Korf CJ