Pilgern für den Frieden: Bericht von Sr. Helena

Manchmal werde ich gefragt, was vom Papstbesuch im letzten Jahr geblieben ist, ob sich etwas verändert hat hier im Südsudan. Für das Land, für die Kirche als Ganzes, kann ich das nicht beantworten – aber für unsere Diözese hier in Rumbek: Ja, es ist etwas geblieben. Ja, es hat sich etwas verändert.

Zum Papstbesuch 2023 machte sich eine bunt gemischte Gruppe von Schülerinnen unserer Sekundarschule zusammen mit weiteren Jugendlichen aus der Diözese sowie unserem Bischof und einigen Priestern und Ordensleuten auf den Weg, um den Papst zu begrüßen. Durch ihr Pilgern und ihr Gebet drückten sie ihren Wunsch nach Frieden aus, und im Miteinander dieser Tage übten sie diesen Frieden gleichzeitig ein.

Zurückgekommen trafen sich die Jugendlichen auf eigenen Wunsch alle zwei Monate, um miteinander zu beten, sich auszutauschen, zu essen und zu singen. Und schnell entstand der Wunsch nach einer weiteren Pilgertour. Eine kleine Gruppe wurde ausgewählt, um diese neue Tour zu organisieren. Diesmal sollte der Weg durch unsere Diözese führen, um die jungen Menschen in den Pfarreien miteinander in Kontakt zu bringen und auch hier für den Frieden zu werben.

Am Samstag, den 6. Januar 2024, war es dann endlich so weit. 80 Jugendliche aus den 16 Pfarreien der Diözese trafen sich zusammen mit dem Bischof, einigen Priestern und Ordensleuten in Loreto Rumbek, um am Sonntagmorgen gemeinsam aufzubrechen. Rund 125 Kilometer zu Fuß, von Rumbek nordwestwärts nach Tonj, lagen vor uns. Meistens ging es entlang der großen staubigen Hauptstraße, vorbei an vielen kleinen Siedlungen, und manchmal im Gänsemarsch durch den Busch.

Die Tagesstrecken variierten von 16 bis 27 km. Im Morgengrauen aufgebrochen kamen wir meist gegen Mittag in den jeweiligen Zielorten an und wurden mit viel Jubel, Gesang und Tanz empfangen. Großzügig brachten die Menschen ihre Stühle, manchmal sogar ihre eigenen Betten und Matratzen, damit wir uns ausruhen konnten. In fast jedem Ort bekamen wir auch eine Kuh, eine Ziege oder Hühner, die wir dann am Abend verspeisten. Der Nachmittag verging mit Ausladen des Gepäcks aus den Begleitfahrzeugen, Kochen, Essen, weiteren Begegnung mit den Menschen vor Ort sowie Gesprächsgruppen, einer Heiligen Messe und einer abendlichen Reflexionsrunde.

Papst Franziskus' Rede an die Jugendlichen im Südsudan begleitete uns inhaltlich auf unserem Weg. "Seid Samen der Hoffnung" war das Motto. Wir reflektierten, was es für jungen Menschen im Südsudan heißt, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein, und ließen uns durch Texte der Heiligen Schrift und Franziskus' Worte hinführen zu einem vertieften Verständnis von Gebet und Nachfolge.

Auch das Thema Berufung stieß auf großes Interesse. Ist es doch in der Kultur der Dinka kaum vorstellbar, sich für ein Leben jenseits der traditionellen Großfamilien zu entscheiden, und wer diesen Ruf Gottes in sich verspürt, muss sich diesen Weg hier hart erkämpfen. Es galt daher, viele Fragen zu beantworten und zahlreiche Vorurteile zu entkräften.

Am Samstag in Tonj angekommen waren wir, trotz aller Müdigkeit und zahlreicher Blasen an den Füßen, voller Dankbarkeit über diese Erfahrung von Gemeinschaft sowie über das große Engagement und die Verantwortlichkeit, mit der die jungen Menschen Tag für Tag ihre Aufgaben erledigten und diese Tour damit überhaupt erst möglich machten. Es war keine Frage, dass es auch im nächsten Jahr wieder eine Pilgertour geben soll, und die Jugendlichen wünschten sich, gestärkt durch die spirituellen Erfahrungen dieser Tage, dass Bibelteilen, der Rosenkranz und mehr Stille ins Programm aufgenommen werden sollten.

Am Sonntag endete unsere diesjährige Friedenswallfahrt mit der diözesanen Eröffnungsmesse des Eucharistischen Kongresses. Der einjährige Eucharistische Kongress soll die Einheit der Christen untereinander und zwischen den Staaten Sudan und Südsudan stärken. Nach der Messe hieß es dann für uns Abschied nehmen, und schweren Herzens brachen alle in die verschiedenen Richtungen auf, mit der gegenseitigen Versicherung, miteinander im Kontakt bleiben zu wollen.
 

Text und Fotos: Sr. Helena Erler CJ

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