Ostern in Neuburg: Rückblick auf das ganz Andere

Nachdem schon Mitte März feststand, dass in der Kommunität keine Eucharistiefeiern mehr stattfinden können, wurde überlegt und in der Gemeinschaft diskutiert, wie unter Einhaltung der notwendigen Maßnahmen, gemeinsames Gebet und liturgische Feiern stattfinden können, um in dieser Zeit der Isolation das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Im Fokus standen die Karwoche und die Ostertage.

Am Palmsonntag wurden im Saal die Palmzweige gesegnet, und die Prozession, angeführt von Rollatoren zog (in gebührenden Abstand) zur Kapelle, wo die Wort-Gottesfeier stattfand.

Am Gründonnerstag stand das Tagesevangelium von der Fußwaschung im Mittelpunkt der Liturgie: Nach Bibliodramamethode las die Lektorin satzweise das Evangelium, zwei Sprecherinnen, verteilt im Gottesdienstraum, wiederholten mit eigenen Worten jeden Satz.

Für alle, Sprecherinnen und Zuhörerinnen, ein sehr tiefgehendes Erlebnis; mit der anschließenden Agapefeier an festlich gedeckten Tischen und der Möglichkeit im Fernsehen Gottesdienste mitzufeiern, ging der 1. Tag im Triduum zu Ende.

Ein Bilderbuchsonnenaufgang eröffnete den Karfreitag, der ganz in Zeichen des Kreuzes stand. Am Vormittag versammelte sich die Kommunität zum gemeinsamen Kreuzweg.

Zur Zeit der Todesstunde Jesu, um 15 Uhr, begann die Karfreitagsliturgie mit dem Wortgottesdienst: die Lesung des vierten Liedes vom Gottesknecht, der Passion und der Großen Fürbitten in den Anliegen von Kirche und Welt.

Um diese Verbundenheit im Gebet sichtbar zu machen, wurde bei jeder Fürbitte Weihrauch eingelegt: "Wie Weihrauch steige unser Gebet zu dir".

Der dreifache Ruf beim Hineintragen des Kreuzes: "Seht, das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen – Kommt, lasset uns anbeten", macht deutlich, dass wir den Karfreitag im Wissen um Ostern feiern. Ein Korb mit frischen Wiesenblumen stand griffbereit: Jede konnte als Zeichen der Verehrung, ja als Liebeszeichen, eine Handvoll Blüten auf den geschundenen Heiland legen.

Und diese gleichen Blüten werden dann, in der Osternacht am Fusse der Osterkerze liegen! In aller Stille geht die Feier zu Ende.
Der Karsamstag, der Tag der Grabesruhe beginnt mit der Totenklage: Psalm 22 steht im Mittelpunkt sowie eine Meditation zum Bild von Sieger Köder „Jesus wird ins Grab gelegt“.

Vormittag und nachmittags laufen die „äußerlichen“ Vorbereitungen des Festes: ein wunderschöner Osterstrauß entsteht im Eingangsbereich der Kapelle, drinnen wird der Blumenschmuck gerichtet, der „Auferstandene“ zieht ein, neben den Tabernakel.

Die Osternachtfeier beginnt um 20 Uhr, damit alle daran teilnehmen können. Das Osterfeuer wird gesegnet, die Osterkerze sowie die Kohle für das Rauchgefäß werden daran angezündet. Das Osterlicht wird in die (fast) dunkle Kirche getragen und an alle ausgeteilt.

Das Exultet erklingt als Einspielung vom Handy und erfreut durch die Schönheit des Textes, aber auch der Stimme alle Mitfeierende. Nach den alttestamentlichen Lesungen erklingt zum Gloria wieder die Orgel, und die Glocken verkünden in den Sternenklaren Himmel: „Christus ist auferstanden“!

In den Fürbitten werden alle eingebunden, die sonst hier mitbeten, die Priester, die zuvor täglich mit uns Eucharistie feierten, aber auch die Familien der Angestellten, die zur Osternachtliturgie von Jahr zu Jahr zahlreicher gekommen sind.

Mit der Speisesegnung endet der sehr festliche Gottesdienst.

Im Gottesdienst am Ostersonntag begleiten wir Maria Magdalena zum leeren Grab. Wir sprechen gemeinsam das Gebet von ihrem Schrein in Vézelay: "… Hilf uns glauben, dass das Leben stärker ist als der Tod, dass die Liebe über alles triumphiert."

Der Ostermontag steht trotz Ausgangbeschränkungen im Zeichen der Bewegung, des Weges: Es gilt, Jesus und die beiden Jünger nach Emmaus zu begleiten. Sich als Verwandelte mitnehmen lassen in die Gemeinschaft derer, die an Auferstandenen glauben.

Vieles war an diesen Tagen anders, ungewohnt, die Eucharistiefeiern und die „öffentliche“ Gemeinschaft wurden schmerzlich vermisst, und doch ist Osterfreude und große Dankbarkeit über alles Neue, das in gelebter Gemeinschaft entstehen kann, zu spüren.

 

 

Bilder: M. Barbara Kusche CJ
Text: Dana Placido Gefährtin