Tag des offenen Denkmals 2016
Das sanierte barocke Gartenhäuschen der Congregatio Jesu in Augsburg war beim Tag des offenen Denkmals ein Publikumsmagnet
Augsburg. „Hier komme ich sonst nie herein. Das ist ja toll hier“, freut sich eine Besucherin, die am 11. September bei spätsommerlichem Wetter den Garten der Augsburger Niederlassung der Congregatio Jesu durchstreift. Sie kommt wegen des Tags des offenen Denkmals, das bundesweit unter dem Titel „Gemeinsam Denkmäler erhalten“ in Augsburg eröffnet wurde.
Auf der Liste der 46 Bauwerke, die man besichtigen kann, steht auch das restaurierte barocke Gartenhäuschen auf dem Grund der Niederlassung. Es ist einzigartig auf dem Gebiet der Augsburger Innenstadt und präsentiert sich nach seiner Sanierung glänzend in der Sonne.
Neben den 70 geladenen Gästen besichtigen es bei dieser Gelegenheit wohl mindestens hundert weitere Augsburger. Sie erwartet zudem ein bemerkenswerter Auftritt der Tanzgruppe „Augsburger Patrizier“, die den Besuch von Kaiser Leopold I im Jahr 1690 bei den „Englischen Fräulein“ darstellen.
Bürgerrecht für die „Englischen Fräulein“
Leopold I verdankt der Orden, dass die Schwestern damals in Augsburg bleiben konnten. Sie unterrichteten damals zwar bereits seit 28 Jahren in ihrer von Mary Poyntz gegründeten Schule, aber da sie Flüchtlinge aus England waren, besaßen sie kein Bürgerrecht und konnten somit auch keinen Grund erwerben. Sie waren also immer darauf angewiesen, dass ihnen Gönner ein Grundstück für die Schule zur Verfügung stellten. Dazu kam, dass sie damals ohnehin damit rechnen mussten, aus der Stadt gewiesen zu werden, da nicht alle Augsburger mit der Anwesenheit eines ignatianisch geprägten Ordens einverstanden waren. Als der deutsche Kaiser Leopold I 1689/90 drei Monate von Augsburg aus regierte, nutzte die damalige Oberin Elisabeth de Rantienne die Chance, in Kontakt mit den kaiserlichen Hoheiten zu kommen und lud Kaiserin Eleonore und deren Tochter Maria Antonia zum Besuch der Schule ein.
Schließlich konnte Elisabeth de Rantienne dem Kaiser bei einer Audienz selbst eine Einladung überbringen und er kam – am 31. Januar 1690 wurde er im Gartenhäuschen des Ordens bewirtet. Es war ein Jahr zuvor erbaut worden und stammt als einziges Gebäude noch aus dem Originalensemble. Leopold I. blieb 90 Minuten lang und sagte am Schluss seines Besuches: „Es soll und muss geschehen, dass diese Schule in der Stadt verbleiben kann.“ Nur einige Tage später kam dann der Bote des Augsburger Magistrats mit der Urkunde, die den Schwestern das Bürgerrecht verlieh. Auch diese historische Szene wurde von den „Augsburger Patriziern“ detailgetreu nachgespielt.
Stiftungen ermöglichen Sanierung
Zuvor hatte Oberin Sr. Mechtild Meckl CJ, die ins Kostüm ihrer Amtsvorgängerin Elisabeth de Rantienne geschlüpft war, die Gäste begrüßt. Darunter waren Alt-Oberbürgermeister Peter Menacher, Alt-Bürgermeister Theo Gandenheimer, Peter Kosack vom Katholischen Schulwerk der Diözese Ausgburg, Maria Apitzsch, Mitarbeiterin in der Schulleitung des Maria-Ward-Gymnasiums, sowie Rosi Müller, Leiterin der Maria-Ward-Realschule. Außerdem begrüßte sie Vertreter des Bauamts der Stadt Augsburg, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, des Landesamts für Denkmalpflege sowie des Bezirks Schwaben. Besonders herzlich bedankte sie sich bei der Dr. Eugen Liedl-Stiftung, der Viermetz-Stiftung und privaten Sponsoren, die die Sanierung des barocken Gartenhäuschens großzügig unterstützt hatten.
Professor Hans Frei hatte sich als früherer Bezirksheimatpfleger ebenfalls in den Dienst dieses Sanierungs-Projekts gestellt. In seiner Rede wies er darauf hin, dass das Gebäude unbedingt erhaltenswert sei. Im Inneren befänden sich Fresken mit den vier Kardinaltugenden (Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung) und den göttlichen Tugenden (Glaube, Hoffnung und Liebe). Das sei ein Werteprogramm und Bildungskonzept für den Unterricht auch heute. „Das Häuschen ist gewissermaßen eine steinerne Urkunde und besitzt Zeugnisfunktion für die Stadt Augsburg, die Diözese Augsburg und sogar ganz Bayern“, betonte Frei.
Schließlich berichtete Architekt Armin Allmendinger über die Sanierung des Gartenhäuschens. Der Außenbereich sei nach umfangreichen Arbeiten an Dach und Fundament bereits wieder vollständig historisch restauriert. Im Zuge der Arbeiten seien historisch bedeutsame Fresken wiederentdeckt worden. Die Sanierung des Innenbereichs stehe noch an.
Text und Fotos: Gabriele Riffert