Mary Ward vor ihren Anklägern
Ein Studientag zur Geschichte der Congregatio Jesu
„Alles in allem ein Skandal für den katholischen Glauben.“ So beendete Erzpriester William Harrison 1621 einen Brief mit Beschwerden über und Vorwürfen gegen Mary Ward und ihr Institut. Wie er sammelten viele Männer – vor allem Vertreter des englischen Klerus, aber auch hochrangige Vertreter der Kirchenhierarchie – Vorwürfe gegen den Wunsch Mary Wards, die päpstliche Bestätigung für ihr Institut zu bekommen. Anklagen, die nach Rom weitergegeben wurden und schließlich zur Verhaftung Mary Wards und zum Verbot ihrer Gemeinschaft führten.
Wer beschwerte sich da über die „englischen Fräulein“, welche Anklagepunkte wurden vorgebracht und wie gingen Mary Ward und ihre ersten Gefährtinnen damit um? Diese Fragen standen im Mittelpunkt eines Studientags zum Thema „Mary Ward vor ihren Anklägern“.
Sr. Veronica Fuhrmann CJ hat im August 2017 an der Mary Ward Summerschool in London teilgenommen. Gemeinsam mit Sr. Monika Glockann CJ hatte sie für die Veranstaltung einen Teil der Inhalte aus den drei intensiven Wochen in England aufbereitet und in einem packenden Workshop- und Studientag präsentiert.
Damit möglichst viele Schwestern, Gefährtinnen und Freundinnen und Freunde Mary Wards teilnehmen konnten, wurde die Veranstaltung zwei Mal angeboten: Am 28. April 2018 in München-Pasing und am 5. Mai 2018 in Frankfurt im Gemeindehaus von St. Bernhard am Maria-Ward-Platz.
Ganz in der Tradition der ignatianischen Pädagogik präsentierten die beiden Referentinnen ihren Stoff nicht nur trocken als Text und Powerpoint-Präsentation, sondern verdeutlichten einige Vorwürfe auch mit kleinen Spielszenen; eine Praxis, die auch Mary Ward und ihre Gefährtinnen pflegten und die bei ihren Kritikern auf scharfe Ablehnung stieß: Frauen, die Theater spielen – unmöglich.
Genauso unmöglich wie der Wunsch der englischen Fräulein, ohne Klausur zu leben, und fast genauso verpönt wie ihre Sitte, sich frei und ohne männliche Begleitung in der Öffentlichkeit zu bewegen, apostolisch tätig zu werden und – Gott bewahre – mit Häretikern zu sprechen.
Anhand von originalen Text-Quellen, Bildern und Erläuterungen zum historischen Kontext ließen Sr. Veronica und Sr. Monika die Geschichte lebendig werden. In kleinen Gruppen kamen die Schwestern, Gefährtinnen und Freunde Mary Wards ins Gespräch und entdeckten, was die Vorwürfe an die ersten Mitglieder des Instituts und ihr Umgang damit uns heute sagen können.
Für das kommende Jahr ist ein weiterer Studientag auf Grundlage der Erkenntnisse der Mary Ward Summerschool geplant.