Lichtträgerin - Gedanken zum Advent
Mit dem Advent beginnt ein neues Kirchenjahr, das auch weiterhin von der Pandemie geprägt sein wird. Sie hat uns zusätzlich stark herausgefordert auf allen Ebenen unseres Menschseins.
Mitten in diese dunkle Zeit hinein stelle ich die Lichtträgerin in unseren Alltag.
Geschaffen ist sie 1954 aus weichem Lindenholz von unserer Mitschwester und Künstlerin Sr. Bernardine Weber CJ (1919 – 2011). Mich spricht sie sehr an in ihrer schlichten Zartheit.
Aus der Grünkraft eines Baumstamms tritt mir eine junge Frau entgegen. Ihre Augen sind wie lauschend nach innen gewandt. Was nimmt sie da wohl wahr? … Die linke Hand weist auf sich selbst - vielleicht auf das eigene Herz? Ihre Rechte trägt ein hell leuchtendes Licht. Es kommt ganz von innen. Weiß, gelb-orange strahlt es wärmend in ihre Umgebung hinein. Auch heute, auch jetzt in dieser Corona Zeit! Das Licht vertreibt die Finsternis! Das ist das tiefe Geheimnis von Weihnachten, auf das wir jetzt im Advent zugehen.
Als Sr. Bernardine diese Lichtträgerin schuf, da dachte sie vermutlich an ein Wort unserer Gründerin Mary Ward, die in der bedrängenden Situation ihrer Gefangennahme das entscheidende Wort vom Licht sagte. Dekan Golla wollte ihre Überführung ins Gefängnis der Klarissen in München im Schutze der Dunkelheit veranlassen, worauf Mary ihm mutig antwortete: „Ich habe stets das Licht geliebt und alle meine Handlungen im Licht getan.“ Danach ist sie am hellen Tag ins Gefängnis am Anger gebracht worden, wo sie drei Monate unschuldig in Dunkelheit und Isolation ausharren musste, bis sie wieder freikam.
Wir befinden uns seit dem Frühjahr in einer anderen, gleichwohl bedrängenden Situation, wie Mary Ward damals. Diesmal heißt die Anfechtung Corona und sie bringt unser Leben ziemlich durcheinander. Sie kommt auch mit Dunkelheit und Isolation und u.U. schwerer Erkrankung daher. Menschen können einander zur Gefahr werden. Das Virus sieht man nicht, doch ist es sehr wirksam bei vielen Menschen. Bei manchen tödlich. Dem Virus kann man nur mit den Hygieneregeln begegnen und der Hoffnung, irgendwie verschont zu bleiben.
Die Dunkelheit und Isolation, die viele Menschen schwer belastet, können letztlich nur mit Licht vertrieben werden. Marys Licht war der Name „Jesus“. IHN trug sie in sich. In jeder Situation ging sie nah zu ihm hin, verband sich mit Jesus im Gebet und blieb wohl auch im Herzensgebet. Dieser Einladung können auch wir folgen. Mehrfach am Tag für vielleicht 5 bis 10 Min. immer wieder den Namen „Jesus“ innerlich wiederholen. In Stille, im Schweigen. Vielleicht bei einem Spaziergang, in der Kapelle oder in der Gebetsecke in meinem Zimmer. …
Die Lichtträgerin von Bernardine Weber CJ könnte Impuls dazu sein, diese kleine Übung zu praktizieren. Ich glaube, dass wir auf diese oder andere Weise einander zu Lichtträgerinnen und Lichtträgern werden können.
M. Barbara Kusche CJ