Kinder und Corona: Einblicke ins Leben bei der Stiftung Mary Ward
Wo sonst Kinderlachen und Rufen über die Wiesen klingt, war es in den vergangenen Wochen überraschend still. Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben auch bei der Stiftung Mary Ward zu großen Umbrüchen geführt. Wie in vielen anderen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche gab es auch hier strenge Vorgaben. „Unser Leben wurde ziemlich auf den Kopf gestellt“, berichtet Sr. Elisabeth Freund CJ.
Für die Einrichtung der Stiftung Mary Ward in Langenberg gab es besondere Herausforderungen. Zum einen räumliche – zwar gibt es ein großes Außengelände. Doch da die Kinder aus den verschiedenen Wohngruppen nicht aufeinandertreffen durften, konnte immer maximal eine Gruppe draußen spielen und toben. „Jede Gruppe gilt hier als eigener Haushalt, da haben wir natürlich besonders darauf geachtet, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Kinder und Jugendlichen aus den verschiedenen Gruppen sich nicht treffen“, erzählt Sr. Elisabeth.
Hygiene- und Abstandsregeln
Einrichtungsleiter Peter Huyeng macht deutlich, dass es noch mehr zu beachten gibt: „Wir haben all unsere Räume so eingerichtet, dass Besprechungen mit ausreichend Abstand stattfinden können. Auch die Hygieneregeln und -vorschriften halten wir ein.“
Neben solchen organisatorischen Fragen gibt es für die Kinder und Jugendlichen jedoch weitere Herausforderungen: Sie dürfen keinen Besuch bekommen. Für viele von ihnen heißt das, dass sie ihre Eltern nicht treffen konnten. In der oft sowieso schon angespannten Situation eine zusätzliche Belastung. „Viele unserer Kinder brauchen auch feste Strukturen“, so Sr. Elisabeth Freund. „Für sie war es schwer, dass keine Schule mehr stattfand, dass die gewohnten Abläufe plötzlich wegbrachen.“
Neue Tagesstruktur
Sr. Elisabeth und ihre Kolleginnen und Kollegen haben daher neue Strukturen geschaffen. „Vormittags gab es auch bei uns Homeschooling mit den Aufgaben aus der Schule“, berichtet die engagierte Pädagogin. „Nachmittags haben wir dann Sport draußen gemacht oder Spiele und Wettbewerbe veranstaltet.“ Trotzdem war diese Zeit für sie und ihre Kollegen eine große Herausforderung. „Normalerweise haben wir hier ja keine Ganztagesbetreuung, das von heute auf morgen zu organisieren, hat alle hier ganz schön auf Trab gehalten.“
Neue Kommunikationswege
Peter Huyeng ist stolz auf sein Team, dass diese Zeit so gut geregelt hat: „Hier sind alle mit Herzblut dabei, für die Kinder, für die Jugendlichen. Darüber bin ich sehr froh.“
Der Einrichtungsleiter hilft in diesen besonderen Wochen und Monaten auch selbst, wo er kann. So ist er zum Beispiel eine der wichtigen Anlaufstellen für Fragen und Sorgen geworden. Da er aufgrund der Kontakt-Einschränkungen nicht alle Gruppen besuchen kann, nimmt er regelmäßig kurze Videos auf, in denen er die Situation erklärt und Fragen der Kinder beantwortet. „Das kommt bei den Kindern und Jugendlichen gut an. Das digitale Format gefällt ihnen und es hilft uns dabei, Sorgen zu lindern und Unsicherheit abzubauen“, erzählt Sr. Elisabeth.
Vorsichtige Lockerungen
Die aktuellen Lockerungen freuen alle Bewohner der Stiftung Mary Ward sehr. „Für die Kinder waren die Einschränkungen oft schwer zu verstehen. Warum durften sie nicht selbst mit ihrem Taschengeld einkaufen gehen? Warum durfte kein Besuch kommen? Warum musste der Tanz in den Mai ausfallen? Diese Einschränkungen sind jede für sich genommen nur klein, aber in der Summe waren sie für die Kinder und Jugendlichen bei uns oft schwer auszuhalten.“
Wenn also dieser Tage wieder fröhliche Rufe über das Fußballfeld schallen, ist das für die Stimmung in Langenberg ein gutes Zeichen.
„Wir bleiben aber vorsichtig und halten uns weiter an die Hygieneregeln und Vorsichtsmaßnahmen“, sagt Sr. Elisabeth. „Schließlich wollen wir unbedingt vermeiden, dass jemand aus unserer Einrichtung sich ansteckt. Denn Quarantäne wäre für uns alle hier ein Worst-Case-Szenario.“