„Halbe Frauen sind nicht geeignet für solche Zeiten“
Als vor 60 Jahren vier koreanische Schwestern ihre Ordensausbildung in der Mitteleuropäischen Provinz absolviert hatten und in die Heimat zurück gingen, um dort ein CJ-Haus zu eröffnen, hätte wohl kaum jemand gedacht, dass keine zehn Jahre später daraus eine eigenständige Provinz werden würde. Heute gibt es Kommunitäten im ganzen Land, 230 Schwestern sind in der Schulbildung, Krankenpflege und der geistlichen Begleitung tätig.
Zum 60. Geburtstag der Gründung der ersten Kommunität in Korea sind die Provinzialoberin der Mitteleuropäischen Provinz, Sr. Cosima Kiesner, Provinz-Assistentin Sr. Gabriele Martin, sowie die Provinzökonomin Sr. Marica Bašić zu Besuch, um ein Grußwort bei der Feier am Donnerstag, den 6. Juni zu sprechen, sowie eine Kerze mit den Darstellungen der Häuser Nymphenburg und Seoul, dem CJ und dem Maria-Ward-Wappen zu überreichen.
Lesen Sie hier die Rede von Sr. Cosima Kiesner:
„
wie sehr freue ich mich, dass Ihr festlicher Anlass des 60-jährigen Gründungsjubiläums in meine Amtszeit als Provinzoberin der MEP fällt und die kleine Abordnung aus der MEP - Sr. Gabriele, Sr. Marica und ich - die Ehre hat, dieses denkwürdige Fest mit Ihnen allen zusammen in Ihrem schönen Heimatland zu feiern. Wir danken Ihnen sehr für die Einladung, der wir außerordentlich gern gefolgt sind.
Mary Ward schrieb einmal „halbe Frauen sind nicht geeignet für solche Zeiten“. Halbe Frauen sind zu keinen Zeiten geeignet. Es braucht immer ganze, mutige und entschlossene Frauen, um etwas Großes zu bewegen – und was dann werden kann, haben Sie alle in Korea gezeigt.
Unter welchen Umständen die kleine Gruppe von jungen Frauen aus Korea damals, Anfang der 60er Jahre, ihr Noviziat in München-Nymphenburg begonnen hat, ist kaum vorstellbar: Die jungen Frauen kamen in eine für sie fremde Kultur mit fremder Sprache, Schrift, Lebensweise und Gebräuchen. Aber sie kamen mit einem festen Willen und großer Bereitschaft.
Sie traten durch die Pforte des Nymphenburger Institutes und begaben sich auf eine Reise voller Abenteuer. - Und bei uns „Großnasen“ im königlichen Nymphenburg war es sicher nicht nur einfach.
1964 gingen die ersten Koreanerinnen als junge Erstprofessinnen zurück in ihre Heimat, wurden sehnlichst erwartet und haben als ganze Frauen begonnen, was bis heute andauert und zu großer Blüte gelangt ist. Sie haben viele weitere ganze Frauen gefunden, die die Gründung Mary Wards weiterentwickelten. Und das unglaublich schnell. - In zwei Jahren schon können Sie das nächste Jubiläum feiern: das 60-jährige Bestehen von Daejon, der zweiten Gründung. Und seit 1973 ist Korea schon eigene Provinz, da sich Ihre Mitgliederzahl so schnell vermehrte.
Wir freuen uns von ganzem Herzen mit Ihnen, dass Sie sich durch kein Hindernis von dem einmal begonnenen Weg abbringen ließen und die koreanische Congregatio Jesu im Begriff ist, größte Provinz weltweit zu werden – da half weder die Zusammenlegung der Mitteleuropäischen Provinz, noch dass Ungarn zur MEP gehört. So gehört es sich: die Töchter überflügeln die Mutter, die Enkelinnen die Oma.
Wir wünschen Ihnen Gottes reichen Segen, Seinen fürsorglichen Beistand und Seine unermessliche Gnade, dass Sie weiter als ganze Frauen im Auftrag Gottes in der Tradition Mary Wards unterwegs sind. Wir Schwestern der MEP sind voller Freude und ehren dankbar das Engagement und Geschick „unserer“ koreanischen Schwestern. Wir bleiben gern Ihr Oma-Haus und versichern Ihnen allen unsere herzliche und bleibende treue Verbindung."