Jesus Christus – das Original. Impuls zum Evangelium
Auch wenn es im Evangelium im Kern natürlich um das Bekenntnis zu Jesus als dem Christus geht, springt ins Auge, dass viele Jesus für die Wiederkehr eines der früheren Propheten hielten. Ob nun Johannes der Täufer oder einer der großen alttestamentlichen Propheten – bei allen genannten Personen wäre Jesus nur eine "Kopie" einer anderen großen Gestalt.
Unabhängig davon, dass manche die Wiederkunft der Propheten erwarteten und dies als ein großes Zeichen des nahen Heils werteten, erscheint es doch zentral, dass es sich bei Jesus um ein "Original", um eine einzigartige Person handelt.
Mit allen anderen genannten Personen sind ja auch feste Vorstellungen verbunden, wie diese zu sein hätten, was sie sagen und tun sollten. Jesus übertrifft als Christus nicht nur alle, die auf ihn verweisen, er ist auch ganz er selbst und bewahrt sich darin eine große Freiheit.
Auch wir hören es nicht unbedingt gerne, wenn es heißt: "Ganz der Vater, ganz die Mutter!" Wir legen Wert darauf, als wir selbst wahrgenommen zu werden. Selbst wenn es hieße: "eine zweite Mutter Teresa" oder "ein neuer Einstein", so sind mit solchen Zuschreibungen klare Erwartungen verbunden, wie diese Person zu sein und was sie zu tun hat.
Sicherlich ist es hilfreich, Vorbilder zu haben; unsere Berufung ist es jedoch, die Person zu sein, die ich bin und wie sie von Gott gewollt ist. Gute Ratschläge können uns den Weg weisen, Berater uns unterstützen, aber am Ende müssen wir unseren eigenen Weg gehen und unser Leben leben – ohne Absicherungen und Vorlagen. Diese Aufgabe ist groß genug für unser Leben. Wenn wir das leben und entfalten, was Gott in uns und in unser Leben hineingelegt hat, ist auch dies ein lebendiges Zeugnis von Gottes Liebe.
Zurück zum Text: Jesus ist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Darin kommt eine einmalig große Nähe zu Gott, seinem Vater, und zu dessen Willen zum Ausdruck. Auf ihn hin sind sein Leben und sein Tun hin transparent. Gerade darin besteht auch Jesu ganz eigene "Originalität", sein ganz eigener Weg. Petrus erkennt und bekennt dies in aller Klarheit. Sein Bekenntnis zu Jesus als dem Christus ist der Grund seiner Berufung zum Felsen,
welcher wiederum in allen Stürmen und Erschütterungen, in allen Versuchungen und Anfeindungen von innen wie von außen fester Grund der Kirche ist.
Jesus gibt nicht die Zusage, dass das Haus auf dem Felsen niemals ins Wanken gerät oder die Mächte der Unterwelt nie an diesem Haus rütteln. Die einzige Zusage ist, dass die Pforten der Unterwelt sich der Kirche nicht bemächtigen werden. Dies ist tröstlich, gerade im Sturm – in dem wir uns nicht nur an die Zusage Jesu, sondern auch an das Bekenntnis zu Jesus als dem einzigartigen Original: dem Christus erinnern dürfen.
Sr. Anna Schenck CJ
Danke an die Katholische Sonntagszeitung, für die Möglichkeit, den Text, der zuerst dort erschien, hier zu übernehmen.
Evangelium (Mt 16,13–20)
In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsaréa Philíppi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elíja, wieder andere für Jeremía oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?
Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjóna; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen
und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein.
Dann befahl er den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.