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Eine aufmerksame Besucherin, die ein Herz für Barock und die Congregatio Jesu hat, entdeckte zwei kostbare Exponate in der gegenwärtigen Ausstellung "Barock in Bayern und Böhmen" (zu sehen bis 3. Oktober 2023) .
Das eine zeigt ein wertvolles künstlerisch interessantes Herz-Jesu-Bild aus dem Jahr 1704: Es gehörte ursprünglich unserer Kommunität in Burghausen. Damals war die Verehrung des Herzens Jesu ganz modern und wurde vor allem von den Jesuiten verbreitet.
Das zweite Exponat irritiert auf den ersten Blick und bedarf der Erklärung, die uns überliefert ist.
Die Engländerin Mary Poyntz (1603 – 1667) ist diese seltsam Porträtierte. Sie war die jüngste Gefährtin unserer Ordensgründerin Mary Wards, war Mitgründerin, sie verfasste mit einer Gefährtin die erste Biografie Mary Wards, initiierte eine Serie von Gemälden zu ihrem Leben, war die dritte "Oberstvorsteherin" , gründete das Augsburger Haus und liegt auch dort begraben; sie führte also ein sehr bewegtes Leben.
Aber warum dieses unansehnliche Bild? Als junges Fräulein in England sollte sie mit einem Kavalier von hohem Rang verheiratet werden; das wäre eine blendende Partie gewesen. Da Mary Poyntz aber inzwischen Mary Ward getroffen hatte, war ihr klar, dass sie zum Ordensleben berufen wurde. Das wollte der junge Mann nicht akzeptieren und wünschte sich dringend ein Porträt von ihr. Zunächst lehnte sie ab, doch schließlich versprach sie es ihm und ließ das bekannte Bild malen. Die eine Hälfte ihres Gesichts ist sehr lebensecht, das ihrem völlig gleicht. Von den Wangen abwärts jedoch erscheint sie bleich wie eine Sterbende. Der obere Teil der anderen Gesichtshälfte ist wie ein Totenkopf gemalt und von den Wangen abwärts ist das Fleisch ganz verwesend und von Würmern zerfressen dargestellt.
Dieses Bild tat eine so existentielle Wirkung auf den Verehrer, dass er selbst in den Jesuitenorden eintrat.
Auch auf uns strahlt dieses Porträt eine tiefe Botschaft aus: Gedenke o Mensch! Man kann nicht unberührt vorbei und weitergehen.
Es gab und gibt Menschen, Frauen wie Mary Poyntz, die ihr Leben total auf das Wesentliche ausrichten und das leben, was sie als ihre tiefste Berufung sehen und dabei glücklich werden.
Mögen viele Besucher dieser Ausstellung die Tiefe des Barock erkennen und schätzen. Unsere aufmerksame Besucherin bemerkt dazu: Es ist wirklich unglaublich, wie stark die Orden unser kulturelles und geistliches Leben prägen!
Text: Sr. Beate Neuberth CJ
Fotos: Ursula Weidig