Gedanken zu Pfingsten: Beten zum Heiligen Geist
"Wir leben gerade in einer Zeit, die uns ganz besonders anfragt, 'wes Geistes Kind wir sind'." Das schreibt Sr. Birgit Stollhoff CJ zu Pfingsten. Lesen Sie ihre Betrachtung, die wir dank der Genehmigung von katholisch.de von dort übernehmen dürfen.
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern gesegnete Pfingsten. Egal, ob Sie den Geist als mitreißend und feurig erleben oder als Windhauch, der Sie anweht.
Der Heilige Geist – ein Krisenmanager
Erinnern Sie sich noch an ihr erstes Gebet zum Heiligen Geist? Oder ist das eher so ein "klingt interessant, noch nie gemacht"? Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern – für mich als Spätgetaufte war das so das letzte Gebet, dass ich gelernt habe. Dafür gleich sehr dringend: Es war in meiner damaligen Studentengemeinde in einer völlig verfahrenen, aggressiven Situation mit dem Pfarrer. Irgendwann an einem Gemeindeabend saß ich da und habe gebetet: "Komm bitte und bitte jetzt gleich, sonst eskaliert das hier! Das ist so verkorkst, das kriegen wir ohne dich nicht hin!"
In der Situation hat es jemanden gebraucht, der da einen ganz eigenen Wind reinbringt. Das Reden von Gott war vergiftet und Christus hatten wir ausgeschlossen – blieb nur noch der Geist. Der Geist ist eine vielseitige Persönlichkeit - hier tritt er als "Geist der Wahrheit auf", als Pneuma, Hauch, an anderer Stelle auch als Paraklet, der Verteidiger oder als die dynamis, die Kraft! Und dass der Heilige Geist – oder sie - im Zusammenhang mit Spannungen und Krisen daher kommt, ist ganz normal, quasi sein Hauptarbeitsfeld.
Peter Kruse, ein Organisationspsychologe weist darauf hin, dass Spannungen in Systemen wichtig sind – sie erzeugen Kreativität. "Harmonische Systeme sind dumme Systeme!" Teams mit Menschen ganz unterschiedlicher Fähigkeiten sind nie harmonisch – aber kreativ. Unterschiedlichkeiten im System, Diversity, führen zu Reibereien und daraus entstehen neue Möglichkeiten. Krisen bedeuten, dass alte Muster instabil werden und neue sich erst entwickeln.
Auf der anderen Seite ist es auch normal, sich in Krisen entmutigt zu fühlen, Durchhänger zu haben, sich lethargisch zu verkriechen. Ignatius von Loyola nennt das in seinem Exerzitienbuch die "Trostlosigkeit" – und die gehört zu jedem Weg dazu. Sie ist oft ein Zeichen für den Abschied, der zu einer Veränderung gehört. Ein schnelles Sicherheitsgefühl, eine übersteigertes Selbstbewusstsein sind für ihn eher ein Kriterium für einen unguten Weg, einen falschen "Einflüsterergeist", nicht für den Geist Gottes. Der Geist Gottes zeigt sich eher in Klarheit, Einfachheit, innerer Zustimmung und mehr Liebe. So fühlen sich echter Trost und eine gute Perspektive an.
Wir leben gerade in einer Zeit, die uns ganz besonders anfragt, "wes Geistes Kind wir sind". Ein winziges unsichtbares Virus rüttelt an unserer Gesellschaft, führt zu Spannungen. Es gibt gute Gründe für eine Lockerung der Beschränkungen, es gibt aber auch gute Gründe dagegen. Jeder hat da seine Meinung. In unserer Meinung versteckt haben wir alle vermutlich ein paar kleine selbstische Motive. Vielleicht haben wir auch schon ein paar heroische Worte gesagt, bei denen wir hoffen, dass Gott nicht zu genau hingehört hat.
Es ist auf jeden Fall eine Zeit, in der wir viel zum Heiligen Geist beten können. Womit Sie, so Sie es bislang noch nicht gemacht haben, einen wirklich spannenden Gesprächspartner dazugewinnen!
Behüte Sie Gott in dieser Zeit! Bleiben Sie in Seiner Liebe, suchen Sie die Wahrheit leidenschaftlich und lassen Sie sich von IHR den Weg zeigen – so überraschend der manchmal sein mag