„Für uns aktueller denn je“– Sr. Britta mit Alfred Delp SJ an der Hochschule für Philosophie in München

 

Seit Oktober 2024 arbeite ich als Beauftrage für Campus Ministry an der vom Jesuitenorden getragenen Hochschule für Philosophie in München. Campus Ministry ähnelt als Aufgabe dem, was man als Hochschulpastoral kennt, unterscheidet sich aber in sofern davon, als es perspektivisch bezogen ist auf den Campus mit seinen religiös und beruflich verschiedensten Akteuren auch über die Hochschule hinaus. 

Die Hochschule feiert in diesem Jahr ihr hundertjähriges Bestehen. Das Jubiläum beginnt mit einem Blick auf P. Alfred Delp SJ, der vor genau 80 Jahren, am 2. Februar 1945, von den Nationalsozialisten in Berlin hingerichtet wurde. Zuvor hatte er an der Hochschule studiert und in München auch als Schriftleiter für die Zeitschrift Stimmen der Zeit und in der Pastoral in München-Bogenhausen gewirkt. Die Hochschule gedenkt ihres Alumnus, der den Widerstand gegen die Diktatur mit seinem Leben bezahlte, liturgisch und mit einem Festakt am 2. Februar 2025 unter dem Titel: „Einstehen für Demokratie und Menschenrechte - im Gedenken an Alfred Delp SJ“.

Ich begleite die Vorbereitung der Gottesdienstgestaltung, und ermögliche daneben und davor, in verschiedener Weise, auch ein innerliches Vorbereiten und Vertraut-Werden mit der Person und ihren Gedanken. Mit P. Karl Kern SJ gemeinsam veranstalte ich einen Filmabend. Ich habe eine „Adventskalender“-Station entworfen, an der im Foyer des Hochschulgebäudes vor Weihnachten jeden Tag ein neuer Gedanke von Delp zu lesen war. Die Hochschule hat dazu einen Beitrag auf Instagram gepostet. Auch den diesjährigen Weihnachtsimpuls der Hochschule habe ich aus der Beschäftigung mit Alfred Delp genährt. Besonders beschäftigt mich dabei der ermutigende und zugleich erschreckende Aktualitätsbezug, gerade auch in politischer Hinsicht.

Das Schreiben mit „freien Händen“ ist ein hohes Gut, dessen Nichtselbstverständlichkeit uns vielleicht zunehmend wieder bewusst wird. Und das Schreiben (und Segnen, und Feiern der Messe!) mit gefesselten Händen, das Delp in den letzten Wochen seines Leben praktizierte, zeugt von einer Gott vertrauenden, das irdische Leben überschreitenden Hoffnung.

Letztlich wurde Alfred Delps Verurteilung begründet mit seinem Jesuit-Sein, der Unvereinbarkeit von Christentum und Nationalsozialismus, und seiner Verbreitung der Katholischen Soziallehre, "besonders der Lehre von der iustitia socialis", wie Delp bereits unmittelbar nach der Urteilsverkündigung sofort seinem Mitbruder berichtete. Er war darüber, in dieser Klarheit, überrascht. Vorher hatte es für ihn noch so ausgesehen, als ginge es um Details der Beteiligung an bestimmten Widerstandsaktivitäten und dem Attentat auf Hitler. Durch dieses Urteil verstand Delp selbst mit letzter Klarheit, wofür er diesen Weg ging, und dass es für ihn ganz das Richtige war, wofür er mit seinem Leben einstand.

Weitere Informationen zum Jubiläum werden veröffentlich auf der Jubiläumswebseite der Hochschule.

Text: Britta Müller-Schauenburg CJ