Am 8. Februar begeht die Weltgemeinschaft den Weltgebetstag gegen Menschenhandel. Mary-Ward-Frauen weltweit setzen sich dafür ein, Menschenhandel zu beenden und den Opfern von Ausbeutung und Slaverei zu helfen.
In unserer Provinz setzt sich zum Beispiel Sr. Judit Knáb CJ in Ungarn für Vorbeugung von Menschenhandel und Ausbeutung, für Opferschutz und Hilfe ein. Hier beschreibt sie, wie sie zu diesem Engagement gefunden hat und was sie konkret tut:
"Auf das Problem, dass es Menschenhandel auch bei uns gibt, wurde ich aufmerksam, als ich im Juli 2014 an einer Konferenz zu Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in Rom teilnahm. Danach wurde mir klar, dass sich in der katholischen Kirche unseres Landes niemand der Aufgabe verschrieben hat, sich gegen Menschenhandel zu engagieren und sich für die Opfer einzusetzen.
Osteuropa und insbesondere Ungarn sind stark vom Frauen-, Kinder- und auch Männerhandel betroffen. In einem Bericht der EU wird Ungarn als eines der Länder genannt, in dem besonders viele Opfer gezählt werden. Neben den Fällen, die bekannt werden, gibt es eine hohe Dunkelziffer von Betroffenen und viele gefährdete Gruppen, vor allem Menschen, die in extremer Armut leben (insbesondere Roma) und/oder untergebildet oder hoch verschuldet sind, leben in Gefahr, Opfer von Ausbeutung zu werden.
Schon im September 2014 begannen einige Schwestern aus verschiedenen Kongregationen in Ungarn, gemeinsam zu beten und darüber nachzudenken, was der Heilige Geist uns in dieser Angelegenheit zu tun aufruft. Wir besuchten ein Frauenhaus in Wien und luden Schwestern aus dem Ausland und Laienfrauen aus Ungarn ein, die bereits in diesem Bereich arbeiteten. Schon bald nahmen wir an den Konferenzen von RENATE teil, einem Netzwerk gegen Menschenhandel, das von Sr. Imelda Poole IBVM geleitet wird, und begannen, uns mit verschiedenen Gruppen zu vernetzen.
Am 8. Februar 2017 gründeten wir SOLWODI Ungarn (Solidarity with Women in Dstress). Drei Schwestern aus verschiedenen Kongregationen engagieren sich gegen Formen der modernen Sklaverei. Schritt für Schritt wurde uns klar, dass die wichtigsten Aufgaben, die wir neben dem Beten wahrnehmen können, ganz konkrete Hilfen sind:
- Bewusstseinsbildung in unserer katholischen Kirche;
- Präventionsarbeit in Pfarrgemeinden und Schulen;
- konkrete Hilfe für Überlebende von Gewalt und Menschenhandel;
- Vernetzung mit anderen Gruppen, die z.B. Schutzräume und Programme für Betroffene betreiben
Ein Teil unserer Zusammenarbeit mit einer dieser Hilfsorganisationen bestand darin, dass einige Frauen, die in einem Frauenhaus leben, in unsere Kommunität kommen konnten und wir einmal pro Woche mit ihnen kochten. Leider hat die Corona-Pandemie dieses Hilfsangebot für eine Weile zum Erliegen gebracht, doch wir hoffen, dass wir es bald wieder aufnehmen können. Zudem konnten wir den Kontakt zu den Frauen online halten und konnten ihnen so zumindest ein wenig zur Seite stehen.
Doch neben solch konkreten Hilfsangeboten können wir alle noch mehr tun. Zum Beispiel können Entscheidungen für oder gegen Produkte beim Einkaufen etwas mit Menschenhandel zu tun haben, denn hinter manch besonders billigen Angeboten kann sich möglicherweise Kinder- oder Sklavenarbeit verstecken. Außerdem sollten wir in der Kommunikation miteinander bewusster und aufmerksamer sein, wie wir anderen Menschen zuhören und wie wir von und zu anderen sprechen. Wie reagieren wir, wenn wir merken, dass jemand eine Person wie ein Objekt behandelt, oder wenn es zu Gewalt oder Zwang gegenüber Minderjährigen kommt? Manchmal ist es nicht schwer, zu helfen, aber manchmal muss man auch mutig sein."
Internationaler Einsatz gegen Menschenhandel und Sklaverei
Die gemeinsame Arbeitsgruppe von CJ und IBVM (Loretoschwestern) zu Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung hat aus Anlass des Welttags weitere Zeugnisse von Mary-Ward-Frauen weltweit gesammelt, die sich gegen Menschenhandel und Sklavenarbeit einsetzen. In diesem Video berichten sie von ihrer Arbeit.