Ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche
Das Haus Maria Frieden befindet sich seit 1948 in Trägerschaft der Congregatio Jesu
Velbert-Langenberg. Die kleine Jessy (Name geändert) lächelt zuerst etwas schüchtern als sie an der Hand eines Erziehers auf dem Weg zum Spielplatz Sr. Elisabeth Freund CJ begegnet. Dann rennt sie zu ihr und möchte auf den Arm genommen werden. Jessy ist drei Jahre alt und derzeit eines der jüngeren Kinder, die im Haus Maria Frieden vorübergehend untergekommen sind. Jessys Mutter hat viele eigene Probleme und kann dem Kind nicht geben, was es zu einer gesunden Entwicklung braucht. Deshalb hat das Jugendamt Jessy nun hier vorübergehend in der Notaufnahme untergebracht.
Ein typischer Fall? „Was ist typisch? Die Probleme der heutigen Eltern und Familien sind sehr vielfältig und oft auf mehreren Ebenen. Das bedeutet, dass auch die Kinder und Jugendlichen mehr Schwierigkeiten in ihrem Leben bewältigen müssen. Dies gerät immer mehr zu Überforderungen bei Eltern und dem Familiensystem“, erklärt Sr. Elisabeth Freund CJ und ergänzt: „Früher waren die Bewohner des Hauses Maria Frieden Kriegswaisen. Heute sind es Sozialwaisen. Sie haben fast alle Eltern oder wenigstens eine alleinerziehende Mutter oder einen Vater, aber ihr Zuhause ist derzeit kein guter Platz für sie.“
Das Haus Maria Frieden entstand in Erfüllung eines Gelübdes, das die Schwestern der damaligen Mainzer Provinz im Zweiten Weltkrieg abgelegt hatten: Sie wollten ein Heim für Waisenkinder errichten, wenn sie von Bombenschäden verschont bleiben würden. Seit 1948 wirken Schwestern der Congregatio Jesu nun schon in Langenberg. Das damalige Gebäude, ein schönes Fachwerkhaus, brannte 1982 ab, wobei zwei Kinder starben. Der parallel errichtete Neubau beherbergt eine moderne Jugendhilfeeinrichtung. Ein Ort der vieles bietet, was man sich zum Aufwachsen wünscht: Gute Verkehrsanbindungen, zugleich viel Grün überall, einen schönen Bolzplatz, einen großen Garten, Spielgeräte, eine kleine Turnhalle, überdachte Plätze zum Draußen-Sein bei Regen...
Rund 100 Kinder und Jugendliche leben hier auf dem Stammgelände und in weiteren Wohngruppen verteilt in Velbert-Langenberg entweder für kurze Zeit oder für mehrere Jahre. Etwa genauso viele Mitarbeiter sind hier tätig. Zusätzlich bietet das Jugendhilfezentrum für 30 Kinder in der eigenen KiTa auf dem Gelände Platz und fast ebenso viele Plätze werden in einer besonderen Offenen Ganztagesschule für Kinder einer Förderschule für soziales und emotionales Lernen geboten. Die Kinder und Jugendlichen, die in den Gruppen im Haus Maria Frieden wohnen besuchen im Übrigen alle Schularten: Von Förderschulen bis hin zum Gymnasium, oder sind in einer Berufsausbildung.
Sr. Elisabeth Freund CJ ist die Oberin der Niederlassung der Congregatio Jesu mitten auf dem Gelände. Wenn sie vom Haus Maria Frieden erzählt, dann merkt man sofort, wie gern sie die Kinder hat. Die Hauswirtschaftsmeisterin und Familienpflegerin mit der Zusatzqualifikation zur Haushalts-Organisations-Trainerin hat schon in früheren Tätigkeitsfeldern Erfahrung mit „Jugendamtsfamilien“ gesammelt. Als sie hier vor fünf Jahren ankam, arbeitete sie zunächst schwerpunktmäßig im Bereich der Hauswirtschaft und als Springerin in den verschiedenen Wohngruppen. Mittlerweile leitet sie ein Team in der Notaufnahme des Hauses Maria Frieden. Um das tun zu dürfen, hat Sr. Elisabeth nebenberuflich die Ausbildung zur Erzieherin absolviert.
Bedarf wächst kontinuierlich
„Der Bedarf nach Plätzen in der Notaufnahme wächst kontinuierlich“, beschreibt sie die Situation. „Eigentlich haben wir sechs Plätze, aber an manchen Tagen haben wir gleich mehrere Anfragen.“ Momentan sind gerade Sommerferien in Nordrhein-Westfalen. Deshalb sind auf dem Stammgelände im Haus Maria Frieden relativ wenige Kinder und Jugendliche zu sehen, denn die meisten sind gerade mit ihren Gruppen unterwegs auf Ferienfreizeiten.
Die Schicksale der Kinder gehen Sr. Elisabeth nahe. Das Haus Maria Frieden hilft so gut es möglich ist: Nach der medizinischen Versorgung, besonders bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen wichtig, brauchen die Kinder und Jugendlichen erst einmal einen sicheren Ort. Dann erst kann mit diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen begonnen werden.
Das Haus Maria Frieden besteht mittlerweile aus mehreren Häusern: Eines beherbergt eine Inklusivwohngruppe, in der auch Kinder mit leichteren Behinderungen leben. In einem leben Kinder, mit kürzerer Verweildauer, in einem anderen Kinder, die länger bleiben, zum Teil bis zur eigenen Volljährigkeit. Schließlich gibt es Wohngruppen für weibliche Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren sowie das männliche Pendant dazu. Auf dem Gelände gibt es auch so genannte Verselbständigungsapartments für Jugendliche, die dort lernen, eigenständig zu leben. Das Haus „Ankerpunkt“ als Intensivangebot zu Diagnostik und Training, eine heil- und traumapädagogische Intensivwohngruppe für Kinder, das Mutter-/Vater-Kind-Wohnen, eine Kindertagesstätte, eine Heilpädagogische Tagesgruppe, sowie eine offene Tagesschule und das Angebot zum Betreuen Wohnen für Menschen mit Behinderung (BEWO) komplettieren das umfassende Angebot der Jugendhilfeeinrichtung.
Ich-Stärke der Kinder entwickeln
Beim Weg durch die Gebäude sieht man immer wieder Plakate auf denen steht: „Mutig, mutig. Beschweren erlaubt“. Sr. Elisabeth erklärt, dass es sich dabei um das Jahresmotto einer Reihe von Veranstaltungen handelt, die das Haus Maria Frieden in Kooperation mit dem Kinderschutzbund durchführt. „Die Kinder und Jugendlichen hier haben in ihrem Leben schon so viel erleben müssen, sie sollen lernen, sich in einer guten Weise zu beschweren und Nein zu sagen“, betont die 50-Jährige. Mehr Ich-Stärke hilft den Kindern auch im späteren Leben. Sr. Elisabeth freut sich immer, wenn frühere Bewohnerinnen und Bewohner vorbeischauen. Sie lächelt, wenn sie an den Jungen denkt, der schon mit drei Jahren betont habe, dass er Feuerwehmann werden wolle und nun arbeite er tatsächlich bei der Berufsfeuerwehr. Oder die Jugendliche, die eine Ausbildung zur Bibliothekarin machte und nun in einer Universitätsbibliothek tätig ist.
Hier geht es zur Homepage des Hauses Maria Frieden.
Text und Bilder: Gabriele Riffert / Pressestelle der Congregatio Jesu