Diskussionsveranstaltung zur Nachnutzung kirchlicher Gebäude

Die Kirche und die dazugehörigen Klostergebäude in Nymphenburg wurden in den 1960er Jahren gebaut und stehen unter Denkmalschutz.

 

Im Rahmen der Diskussionsreihe „Re:“ im Kunstraum der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst sprachen am vergangenen Dienstag die Kulturmanagerin Ulrike Rose zusammen mit Prof. Mathias Pfeil, Generalkonservator des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege über die Nutzungs-Perspektiven für Klöster und andere kirchliche Gebäude, die in einer immer säkulareren Welt immer seltener ihrem ursprünglichen Konzept und Nutzungsbestimmung entsprechend genutzt werden können. Soll aus jeder aufgelassenen Kirche ein Ausstellungsraum werden? Wie viele solcher Räume braucht eine Gemeinde? Muss alles unter Denkmalschutz gestellt werden? Warum müssen alle Beteiligten immer ausgerechnet am Brandschutz verzweifeln? Und warum werden von der ansiedelnden Bevölkerung besonders Kloster als identitätsstiftende Bestandteile ihrer Gemeinschaft betrachtet?

Der Vortrag und die anschließende Diskussion waren überraschend gut besucht, wegen der vielen Zuhörer mussten laufend Klappstühle dazu geholt werden, am Ende haben gut 60 Menschen zugehört, wie Frau Rose von ihrer Arbeit berichtete, die sie unter anderem auch gegenwärtig für den Transformationsprozess der CJ in Nymphenburg macht:

Was geschieht mit Grundstücken und Gebäuden, die – zumindest in dieser Größe – von den Schwestern heute nicht mehr benötigt werden? Der Congregatio Jesu ist es wichtig, dass Gelände und Immobilien einer sinnvollen, zukunftsträchtigen und unserem Charisma entsprechenden Nutzung zugeführt werden. Angesichts von Alter, Denkmalschutz, Naturschutz und Sanierungsbedarf ist dies nicht immer einfach und häufig ein langwieriger Prozess. In München Nymphenburg werden gerade entscheidende Schritte hierfür entwickelt. Das weitläufige Ensemble in München Nymphenburg liegt in unmittelbarerer Nähe zum Botanischen Garten und Schloss Nymphenburg und ist von historischer Bedeutung für die Geschichte der Congregatio Jesu. Es umfasst u.a. die Kirche „Zur Heiligen Dreifaltigkeit“, das ehemalige Wohngebäude der Schwestern, das neue Wohngebäude der Schwestern, die Schule sowie ein großes Freigelände.

Im Rahmen eines Pilotprojektes des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege entwickelt derzeit ein Zukunftsteam aus Schwestern und Mitarbeitenden des Archivs der Congregatio Jesu unter der Leitung von Ulrike Rose von „kulturräume gestalten“ Perspektiven für das Areal. Fest steht bereits, dass das zentrale Archiv der Mitteleuropäischen Provinz dort seinen Sitz erhalten bzw. ausbauen wird. In Gesprächen mit unterschiedlichen Akteuren wird nun ein Konzept entwickelt, welche weiteren Mit-Nutzer ihren Platz auf dem Gelände und in den Gebäuden finden können, so dass Synergien und gegenseitige Bereicherung möglich werden und aus Leerstand Neues entsteht. 

Das Problem mit dem Brandschutz

Prof. Pfeil vom Landesamt für Denkmalschutz erzählte anschließend von den vielen Bestimmungen in Brandschutz, Lärmschutz, Denkmalschutz und anderen Vorschriften, die es den Besitzern dieser wertvollen Liegenschaften schwer machen, eine Anschluss-Nutzung zu realisieren, die auch ihrem Willen entsprechen. Er brachte Beispiele aus anderen Ländern vor, in denen die Säkularisierung weiter fortgeschritten ist und in ehemaligen Kirchen heute zum Beispiel Kletterhallen, Restaurants oder Buchhandlungen zuhause sind.

Im anschließenden Teil des Abends, als der Gesprächsraum auch für das Publikum geöffnet wurde, gab es eine rege Beteiligung des Publikums: Viele dachten laut darüber nach, was passiert, wenn Räume nicht mehr so genutzt werden können, wie im ursprünglich gedachten Sinn. Wie man das Charisma dieser Häuser behalten kann und wer letztendlich entscheidet, was daraus passiert. Sorge machte einigen Teilnehmern, welche Herausforderungen auf die Gesellschaft zukommt, wenn demnächst die Kirchen in Bayern einen Großteil ihrer Liegenschaften auf den Markt bringen und wer in der Lage sein wird, diese kulturellen Schätze einer sinnvollen Nutzung zuzuführen.

 Klöster sind Kulturgüter und Identitätsstifter

Architekt Claus Suttner, der ebenfalls im Transformationsprozess mit der CJ-Niederlassung in Nymphenburg beteiligt ist, brachte die ehemalige CJ-Niederlassung Simbach als Beispiel dafür ein, dass viele Klöster auch ein Identifikationspunkt für die Bewohner vor Ort seien und dass mit der Schließung ein Stück Kulturgut aus der Gesellschaft herausgerissen werde.

Andere Wortmeldungen erzählten davon, wie die Klöster in der Umgebung von Siedlungen für deren Bevölkerung immer ein Bezugspunkt seien. Klöster seien ein kulturelles Erbe und identifikationsstiftend für eine Gesellschaft und hätten nicht zuletzt vor allem im Bereich der Bildung einen sehr großen Beitrag für die Gesellschaft geleistet. Das besondere Charisma solcher Orte wurde immer wieder erwähnt und damit verbunden die Hoffnung, dass dieses auch in einer Umnutzung weiter bestehen könne.

Nach gut zwei Stunden hatte dann Sr. Josefa Thusbaß von den Missionsdominikanerinnen in Schlehdorf das Schlusswort. Sie sprach von ihrem Bedauern darüber, dass es bis heute nicht gelungen sei, die Klöster in Bayern miteinander zu vernetzen. Gründe dafür gebe es viele: Als die Schwestern noch Viele waren, hätten sie immer mehr als genug Arbeit gehabt, später dann seien sie mit großer Anstrengung und zum Glück auch mit Erfolg damit beschäftigt gewesen, ihre Werke weiterzugeben und zukunftsfähig in anderer Trägerschaft unterzubringen. Nun seien sie meist nur noch Wenige und auch überaltert. Aber sie gebe die Hoffnung nicht auf, dass doch noch einmal etwas aus den Plänen werden könnte, ein Klöster-Land Bayern zu schaffen, in dem sich die Ordensgemeinschaften gegenseitig in diesen schwierigen Transformationsprozessen unterstützen und begleiten können.

 

Text: Christina Waechter, Bilder: CJ