Konfessionelle Grenzen überwinden, gemeinsam Gesellschaft mitgestalten
„Als Nachfolgerinnen der ‚englischen Fräulein‘, die die CJ gegründet haben, wissen wir um die Schwierigkeiten, aber vor allem auch um die Bereicherung, die Ökumene uns bietet“, sagt Sr. Sabine Adam CJ, die Provinzoberin der Mitteleuropäischen Provinz der Congregatio Jesu. Die CJ würdigt daher das Reformationsjubiläum und freut sich darüber, dass die beiden großen Konfessionen in Deutschland heute mehr eint, als vor 500 Jahren abzusehen war.
„Ich selbst komme aus Hamburg, einer protestantisch geprägten Stadt. Ich bin jedoch fest davon überzeugt, dass wir uns solche starren konfessionellen Grenzen im gesellschaftlichen Alltag heute nicht mehr leisten können“, so Sr. Sabine Adam. „An der Basis wird Ökumene zum Glück oft schon so sehr gelebt, dass solche Grenzen überwunden scheinen.“
Mary Ward, die Gründerin der Congregatio Jesu, wuchs im späten 16. Jahrhundert in einer katholischen Familie in England auf und erlebte die Konflikte zwischen den Konfessionen hautnah. Viele ihrer Familienmitglieder mussten aufgrund ihres Glaubens Verfolgung, Gefängnis und starke wirtschaftliche Einschränkungen erfahren. Um in eine Ordensgemeinschaft eintreten und später eine eigene Gemeinschaft gründen zu können, musste Mary Ward auf das europäische Festland übersetzen.
Schwestern der Congregatio Jesu haben daher anfangs vor allem die Unmöglichkeit ökumenischer Zusammenarbeit und auch konfessionelle Verfolgung kennengelernt. „Diese Zeiten sind zum Glück überwunden“, so Sr. Sabine Adam. „Mittlerweile pflegen wir sehr gute ökumenische Kontakte zu verschiedenen christlichen Konfessionen. So wird zum Beispiel der Grabstein Mary Wards in einer kleinen anglikanischen Kirche in Osbaldwick bei York nicht nur aufbewahrt, sondern auch gepflegt und ihr Andenken lebendig gehalten.“
Die Congregatio Jesu gründete zahlreiche Schulen, um die Bildung insbesondere von Mädchen zu fördern. An den Mary-Ward-Schulen wird bis heute in diesem Geist unterrichtet und dabei vielerorts eine lebendige Ökumene gelebt.
Seit 2008 gibt es darüber hinaus eine zur Congregatio Jesu gehörende Laiengemeinschaft, die Gefährtinnen Mary Wards. Die Gemeinschaft ist ökumenisch offen und heißt Angehörige aller christlichen Konfessionen willkommen. Grundlage ist nicht die Zugehörigkeit zur römisch-katholischen Kirche, sondern das christliche Fundament des Glaubens an den dreifaltigen Gott, Sehnsucht und Liebe zu Jesus Christus und Teilnahme an Gebet und Liturgie.
Auch bei den evangelischen Kirchentagen hat die CJ sehr gute Erfahrungen mit der Ökumene gemacht. Gemeinsam mit den Jesuiten haben die Schwestern der CJ seit einigen Jahren regelmäßig einen Stand
Die Congregatio Jesu als Ordensgemeinschaft leistet dabei einen Beitrag zur Verständigung, bei dem viele interessante und bereichernde Gespräche und Kontakte entstehen.
Text und Bilder: Esther Finis