„Barbara mit dem Turm…“ Die heilige Barbara, deren Fest wir am 4. Dezember feiern, gehört zu den „drei heiligen Madln“. Sonst ist kaum etwas bekannt und noch weniger gesichert über diese Märtyrerin der frühen Kirche – außer, dass sie seit Jahrhunderten verehrt und um Hilfe angerufen wird.
Die heilige Barbara soll von ihrem Vater in einen Turm eingesperrt worden sein – Isolationshaft könnte man das heute nennen – nachdem sie zum Glauben an Jesus Christus gefunden hatte. Ihr Vater hoffte, sie so von diesem Weg abbringen zu können. Als dies nicht funktionierte und Barbara am christlichen Glauben festhielt, hat er sie letztlich hinrichten lassen. Weitere Legenden schmücken diese Folterqualen weiter aus, die alle dazu dienen sollten, dass diese Frau ihrem Glauben an Jesus Christus abschwört.
Was hat uns die heilige Barbara, die im 3. Jahrhundert gelebt haben soll, heute noch zu sagen?
Mich fasziniert, wie diese Frau beharrlich an dem festgehalten hat, was sie nicht nur für richtig und wahr, sondern als ihr ein und alles erkannt hatte: Jesus Christus. Schließlich war dies eine Zeit, in der Frauen noch nicht als eigenständige Personen galten, von Selbstbestimmung oder Gleichberechtigung ganz zu schweigen. Aber die heilige Barbara hat sich nicht von ihrem Glauben abbringen lassen.
Anrührend ist auch, dass sie immer wieder die Gegenwart Jesu Christi erfahren haben soll, dass diese Erfahrungen Barbara getröstet und ermutigt haben. Er war ihr ganz nahe gekommen – und davon hat sie nicht mehr abgelassen, trotz allem: Unverständnis, Einsamkeit, Schmerzen und Qualen, ja letztlich den Tod vor Augen. Diese Erzählungen stellen die Frage auch an mich: Was bin ich heute bereit, für meinen Glaubensweg zu ertragen?
Und dann ist da noch die Tradition mit dem dürren Zweig, den wir am Barbaratag in unseren Häusern in Wasser stellen – in der Hoffnung, dass er uns an Weihnachten mit seinen Blüten erfreut. Was für ein Zeichen der Hoffnung und der vertrauensvollen Zuversicht in diesen sonst so dunklen Zeiten! Ja, das vergessen wir manchmal über all den Lichterketten und Vor-Weihnachtsfeiern: Es ist eine dunkle Zeit, die Tage werden immer noch kürzer, das Leben nimmt ab. Den nackten und dürren Zweig ins Warme zu nehmen, ist Ausdruck der Hoffnung, dass diese Dunkelheit und Trostlosigkeit, ja auch Unfruchtbarkeit und Leblosigkeit nicht das letzte Wort haben. An Weihnachten beschenkt uns der Zweig mit seiner überwältigenden Fülle, die vom Leben spricht, das Gott uns schenkt.
Dies ist das Zeugnis der heiligen Barbara: In der Dunkelheit an der Beziehung zu Jesus Christus festzuhalten und aus dieser Beziehung heraus zu leben, beharrlich dabei zu bleiben und fest darauf zu hoffen, dass Gott uns durch das Dunkel hindurch zum Licht und Leben führt.
Text: Sr. Anna Schenck CJ
Foto: Sr. Helena Erler CJ