Acht Jahre Laudato Si: Gerechtigkeit suchen im Alltag
Sr. Nathalie Korf CJ beschäftigt sich seit Langem mit der Frage, wie wir so leben können, dass wir die Schöpfung bewahren und wie wir zu den notwendigen strukturellen Änderungen beitragen können. Zum Jahrestag der Veröffntlichung von "Laudato Si" hat sie eine Annäherung aufgeschrieben, die auch zeigt, dass strukturelle Veränderungsprozesse und persönliches Handeln sich gegenseitig bedingen.
In seiner Enzyklika "Laudato Si" stellt Papst Franziskus klar, dass wir mit einer komplexen Krise konfrontiert sind, einer Krise, die nicht nur ökologische, sondern auch und besonders soziale Aspekte umfasst. Der Schutz der Natur und des Klimas erfordert auch, dass wir unsere Gesellschaften und unsere Wirtschaftssysteme betrachten und uns bei allen Maßnahmen besonders auf diejenigen konzentrieren, die von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen sind (siehe zum Beispiel LS 139).
Unsere Wirtschaftsmärkte schließen diejenigen aus, die nicht viel Geld haben. Gleichzeitig gibt es eine Überproduktion von Waren. Die Menschen kaufen mehr, als sie eigentlich brauchen, und manche Dinge werden weggeworfen, ohne überhaupt benutzt worden zu sein.
Doch es gibt auch hoffnungsvolle Ansätze: An jedem Ort, an dem ich in den letzten Jahren gelebt habe, habe ich alternative "Märkte" entdeckt, auf denen die Währung nicht Geld, sondern Großzügigkeit und Solidarität ist. Waren werden kostenlos abgegeben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Jede:r ist in der Lage und willkommen, daran teilzunehmen. Ich habe zum Beispiel "Free your stuff"-Gruppen in den sozialen Medien entdeckt, in denen man ein "Geschenk" oder einen "Bedarf" posten kann. So schaue ich von Zeit zu Zeit, was ich nicht mehr brauche und biete es dort an (Schränke, Bücher, Haushaltsgegenstände...) und auch bevor ich etwas kaufe, schaue ich, ob jemand es anbietet. Außerdem engagiere ich mich ehrenamtlich in einer Initiative namens "foodsharing", bei der wir in Geschäften nicht verkaufte Lebensmittel sammeln und sie mit anderen teilen.
Durch die Teilnahme an diesen alternativen Märkten - die Teil einer "Geschenkökonomie" sind - lerne ich viele wunderbare Menschen kennen. Oft werden nicht nur Waren ausgetauscht, sondern auch Geschichten - von Glück und Leid. Manche Dinge, die ich benutze, sind für mich wertvoll, weil sie mich an den Geber, die Geberin erinnern. Manchmal, wenn ich etwas gebe, werde ich durch die Begegnung mit den Empfänger:innen selbst beschenkt.
Eine Anregung für den eigenen Alltag:
Gibt es etwas, das Sie schon lange nicht mehr benutzt haben? Werden Sie es wirklich wieder benutzen? Vielleicht würde sich jemand sehr freuen, es zu bekommen.
Überlegen Sie, wo Sie diese Person suchen könnten. Frohe Begegnung!