Abschied vom Haus Maria Frieden in Langenberg
1944 im Luftschutzbunker begann ein Werk zu entstehen; zunächst in Gebet und Vorsatz – wenn unsere Gemeinschaft vom Krieg verschont bleibt, werden wir etwas für die Kriegswaisen tun – und vier Jahre später in der Tat: 1948 wurde das Kinderheim Maria Frieden in Velbert-Langenberg gegründet. Über 74 Jahre hinweg ist es gewachsen, hat es sich laufend weiterentwickelt und ist inzwischen zu einer hoch spezialisierten Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung geworden.
Vor fünf Jahren gab die Congregatio Jesu die Trägerschaft für die Einrichtung an die „Stiftung Mary Ward“ ab. Im Juni 2022 wurde nun ganz offiziell Abschied gefeiert, denn mit Sr. Elisabeth Freund CJ hat die letzte Schwester das Kinder- und Jugendzentrum verlassen.
Für alle, die mit zu viel Wehmut angereist waren, hatte Pfarrer Ulrich Herz klare Worte bereit: „Gott existiert. Du bist es nicht. Also entspann dich“. Wer mit Gott unterwegs sei, wisse, dass es immer weitergeht, neue Situationen verlangten neue Antworten. Das haben unsere Schwestern immer gelebt, und deshalb wurde der Abschied schon vor fünf Jahren eingeleitet durch die Gründung der Stiftung – die gleichzeitig dafür sorgt, dass der Geist Mary Wards und unser Einsatz für Kinder und Jugendliche lebendig bleiben und in guten Händen weitergehen kann.
So standen Freude und Dankbarkeit im Zentrum der Feier. Dank für die vielen Verbindungen zwischen Gemeinde und Kinderheim, das gute Miteinander, die spirituellen Impulse, die die Kirchengemeinde geprägt haben, das aufmerksame füreinander Sorge tragen.
Nach dem Feiern in St. Michael ging es weiter in der Stiftung Mary Ward. Der Festakt mit Rückblick und einer Würdigung aller 29 Schwestern, die in der Einrichtung gewirkt haben, wurde untermalt von Liedern des Kindergartens und der jugendlichen Bewohner:innen. Ein ganz persönlicher, selbst formulierter Rap-Beitrag hat alle besonders bewegt und gezeigt, welche Schritte ins Leben hinein möglich sind, wenn Kinder in Freiheit und Liebe aufwachsen dürfen.
Die Mitarbeitenden haben in Anlehnung an „Let it be“ von den Beatles ihre eigenen Verse vorgetragen. Vertreter und Vertreterinnen der Politik sagten in ihren Grußworten auch weiterhin Unterstützung für die renommierte Einrichtung zu.
Elf Schwestern waren von weither angereist, um das Fest mitzufeiern und alte Weggefährt:innen noch einmal wiederzusehen. Das Geschenk der Stiftung nahm Provinzoberin Sr. Cosima Kiesner CJ entgegen – ein beeindruckendes Zeugnis, wie christliche Werte in Haltungen einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung übersetzt werden können:
In einen Holzkörper mit neun Seiten waren die acht Grundhaltungen der Stiftung Mary Ward eingraviert. Die neunte Seite zeigt ein Fragezeichen, Symbol dafür, dass auch die Werteorientierung immer neu angepasst werden muss.
Die acht Haltungen sind: Partizipation, der „gute Grund“, Ressourcenblick, Lösungsorientiert, Wertschätzend, Ganzheitlichkeit, Dialog auf Augenhöhe, Grenzwahrend. Wer dazu mehr erfahren möchte, kann dies auf der Homepage der Stiftung nachlesen: https://stiftungmaryward.de
Text: Sr. Sabine Adam CJ