400 Jahre Mary Ward Portrait (1621 – 2021)

Die Augsburger CJ-Gemeinschaft feiert in diesem Jahr das 400-jährige Jubiläum des berühmtesten Mary Ward-Porträts. Es ist das älteste, gleichzeitig das meist verbreitete und zugleich schönste Bild, weil es der Persönlichkeit Mary Wards wohl am ehesten entspricht. Es handelt sich um ein Ölgemälde auf Leinwand mit 69 cm Höhe und 53 cm Breite.

Wann und warum wurde es gemalt?

Nachforschungen über das Gemälde erfolgten erstmals im 20. Jahrhundert zu Vorbereitungen auf die Seligsprechung Mary Wards durch M. Immolata Wetter (Rom) und M. Benedicta Butterworth (Ascot).

Zwar gibt es keine direkten Belege für die Entstehungszeit des Bildes. Der Kunsthistoriker Kerr-Ritchie von London datierte das Gemälde jedoch aufgrund von Vergleichen auf die Zeit zwischen 1620 – 1630.

Darüber hinaus besteht eine lange Tradition, nach der das Bild vor der ersten Reise Mary Wards nach Rom 1621 entstanden sei. Es könnte tatsächlich ein Zusammenhang damit bestehen.

Denn nach 10 Jahren der Erprobung ihrer neuen Lebensweise war der Dritte Institutsplan, das bis heute gültige INSTITUTUM, fertig. Dieser Plan war der bedeutendste Entwurf für die neue Lebensweise von Frauen nach ignatianischem Vorbild. Mary Ward war es wichtig, ihn persönlich dem Papst in Rom vorzustellen und um die kirchliche Bestätigung zu bitten.

Günstig schien auch der Zeitpunkt, denn Papst Gregor XV. war ein Jesuitenschüler, der die ignatianische Spiritualität sehr schätzte und nach ihrem Geist lebte.

So bestand eine echte Hoffnung, Mary Ward könnte mit der päpstlichen Bestätigung des Institutes aus Rom zurückkehren. Dann wäre Mary Ward  für die Gefährtinnen nicht nur die prägende Gestalt, sondern auch die anerkannte Gründerin ihres Institutes. Das könnte ein verständlicher Anlass gewesen sein, vorausschauend ein Bild von ihrer „Gründerin“ zu dieser Zeit anfertigen zu lassen.

Wer war der Künstler dieses Porträts von Mary Ward?

Kerr-Ritchie kam bei seinen Nachforschungen zu dem Schluss, Samuel Hoffmann (*1592 in Zürich,  + 1648 in Frankfurt/Main) als Maler anzusehen, ein bekannter Porträtmaler jener Zeit, ein Schüler des Studios von Peter Paul Rubens, der von seinem Meister viel Ermutigung erfahren habe. Kerr-Ritchie beurteilt das Porträt als „ein Werk von höchstem Geschick, aber auch von vornehmer Strenge und höfischer Distanz“. Aus seiner Sicht stimmt es mit einer Anzahl von Bildern verschiedener Porträtsammlungen Hoffmanns durch Stilelemente und Maltechnik auffallend überein und kann ihm so begründet zugeschrieben werden.

Wo befand sich das Bild während der 400-jährigen Geschichte?

  • Das Porträt befand sich wahrscheinlich zuerst in Lüttich, da dieses Haus damals als eine sichere Gründung galt.
  • Nachdem das Haus in Lüttich geschlossen wurde, dürfte das Bild nach München ins Paradeiserhaus gekommen sein.
  • Man darf annehmen, dass dieses lebendige Andenken von Mary Poyntz 1662 nach Augsburg gebracht wurde, wo es sich bis heute befindet.
  • Im Institut in Augsburg wurde es immer hoch verehrt. Die „große Kostbarkeit“ blieb während des Zweiten Weltkriegs vor den Flammen verschont, weil die damalige Archivarin und Chronistin M. Aloysia Löffler vorausschauend alle Kunstwerke im Schloss der Familie Fugger in Babenhausen verwahrt hatte.
  • Heute hängt das Bild aus Gründen der Sicherheit und des besseren Schutzes im Arbeitszimmer der Oberin.

Wertschätzung

Wer die vielen Bildwerke von Mary Ward seit dem 17. Jahrhundert durchsieht, wird immer wieder Spuren bemerken, die erkennen lassen, dass die Maler und Künstler sich an diesem „Urbild“ orientiert haben. Es regt manchen Betrachter zum meditativen Verweilen ein, zur stillen Zwiesprache mit Mary Ward selbst.

Dr. Carl Sonnenschein, eine berühmte Persönlichkeit der sozialen Bewegung in Berlin Anfang des 20. Jahrhunderts, bewunderte Mary Ward in dem Bild mit folgenden Worten: „Ein Muster weiblicher, übermodischer, ernster Eleganz… die Augen über alles rein, von absoluter Entschlossenheit“. Er gibt dem Porträt den Titel „Hingabe“.

Der Charakter Mary Wards wird durch diese Wertschätzung treffend beschrieben. Mary Ward, diese hoch geschätzte, weltoffene, mutige Frau ist auch heute das Modell einer tief spirituellen, prophetischen Frau in Kirche und Gesellschaft.

Sie spricht durch ihre aufrechte Haltung und ihre Augen zu uns – ihren Gefährtinnen – um uns zu ermutigen, ihrem Beispiel zu folgen, die befreiende christliche Botschaft in der Welt zu bezeugen – ja, bis an die Grenzen der Erde zu tragen.

Sr. M. Mechtild Meckl CJ

 

Für alle, die das Bild gerne in einer möglichst großen Version betrachten möchten, stellen wir es hier nochmals dar:

Portrait Mary Wards aus dem 17. Jahrhundert