10 Tage in Kathmandu

In den vergangenen Jahren kamen immer wieder Schwestern aus verschiedenen Ländern nach Augsburg, um in den Bildern des Gemalten Lebens unserer Gründerin Mary Ward näher zu kommen. Für September 2018 hatten mich die Schwestern nach Kathmandu eingeladen, um dort über das Gemalte Leben zu sprechen. Damit musste nur eine den langen Flug auf sich nehmen. Im Institutshaus der Region Nepal trafen sich sieben junge Frauen aus den indischen Provinzen Patna, Allahabad und Delhi, sowie aus der Region Nepal, die im Januar 2019 ihre Ewigprofess ablegen. Drei Juniorinnen nahmen ebenfalls teil, sowie Schwestern aus Kathmandu.

An sechs Tagen habe ich den Schwestern je drei Impulse zum Gemalten Leben gegeben. Die Schwestern waren hochmotiviert; sie wurden nicht müde, Einzelheiten zu betrachten, Fragen zu stellen, Themen zu diskutieren und zu meditieren. Damit ist ihnen nicht nur Mary Ward spirituell näher gekommen, auch ihr eigener geistlicher Weg hat sich vertieft. Es war für mich eine große Freude und sehr bereichernd, mit diesen lebendigen Frauen zu arbeiten.

Beim Spaziergang durch das Schulgelände traf ich auf aufgeschlossene Schülerinnen und Lehrerinnen. Einige Lehrerinnen baten mich am Tag vor meinem Abflug, noch einen Vortrag für das Kollegium der Schule in Kathmandu zu halten. Unter ihnen waren nur zwei Christinnen, die anderen waren Hindus. Es war ein Feiertag in Nepal, trotzdem kamen die Lehrerinnen. Ich hatte Frauen vor mir, die mir an den Lippen hingen und nicht müde wurden, zuzuhören. Die Liebe und Verehrung zu Mary Ward war greifbar. Mary Ward, eine Frau, die Frauen stärkt, begeistert und ihnen Mut macht – und dies über die Religionen hinweg…

Die Erinnerung an die deutschen Schwestern, die vor ca. 60 Jahren von Indien aus die ersten Gemeinschaft und Schulen in Kathmandu gründeten, ist dort noch sehr lebendig. Ohne Telefon, Fax, Email oder Handy gingen diese Pionierinnen einen einsamen und tapferen Weg, ihre Früchte sind noch heute erkennbar.

Besonders beeindruckt hat mich unsere Schule für arme Mädchen in Lhuboo. Hier zeigen sich unsere Schwestern als wahre Nachfolgerinnen Mary Wards: Sie ermöglichen Kindern der unteren Bevölkerungsschicht Schulbildung und geben ihnen damit Zukunft.

Für mich eröffnete sich in Nepal eine neue Welt: Fremd, herausfordernd, neu, bereichernd. Allein der Verkehr ließ mich immer wieder erschauern… und dazwischen die streunenden Hunde, Äffchen und abgemagerten Kühe. Allmählich hatte ich mich vom Kulturschock erholt.  Einmal wollte ich für zehn Minuten das Kommunitäts- und Schulgelände verlassen. Zwei Minuten später war ich wieder zurück: Mein Lebenserhaltungstrieb war doch stärker als meine Neugier.

Und vor meinem Rückflug staunte ich doch sehr, als ein Äffchen ungehindert durch die Abflughalle lief…

 

Text und Fotos: Sr. Monika Glockann CJ