Wie wir leben: Unsere Sendung
Mary Ward war in ihrem geistlichen Leben stark von den Jesuiten geprägt. 1611 wurde ihr im Gebet klar, dass ihre Gemeinschaft genau das für Frauen umsetzen sollte, was bei den Jesuiten die Männer tun. Dass den Frauen Grenzen gesetzt sind, weil das Weihesakrament den Männern vorbehalten war, hielt sie nicht davon ab, die Berufung der Frau weit zu denken. Sie war davon überzeugt, dass Frauen alles tun können außer den priesterlichen Diensten. Um die Sendung ihrer Gemeinschaft zu beschreiben, verwendet sie zwei Begriffe, die heute aus der Mode gekommen sind: Seele und Seligkeit: Der Zweck der Gemeinschaft ist, den Seelen zur Seligkeit zu verhelfen.
Seele meint den ganzen Menschen, nicht den Verstand, nicht die Leistung, nicht den Beruf, nicht den Besitz, nicht die Beziehungen, sondern das, was hinter all dem ist, das Unverfügbare, das Ursprüngliche, so wie ein Mensch von Gott geschaffen ist, als sein Ebenbild.
Wenn Mary Ward diese Formulierung gebraucht, den Seelen zur Seligkeit zu verhelfen, dann sieht sie Jesus Christus selbst vor sich, wie er sich den Menschen gegenüber verhält.
Jesus hat Menschen aufgerichtet, ermutigt, gerufen, korrigiert, beauftragt, belehrt, geheilt, gesättigt… sein Ziel war, dass Menschen aufgerichtet werden, zu sich stehen können, sich geliebt wissen, dass sie in eine immer größere Freiheit hineinwachsen, dass sie spüren: Gott will mit mir in Freundschaft leben. Wo Menschen so unmittelbar von Gott angezogen sind, wachsen sie über sich hinaus, so dass sie sogar manchmal „Berge versetzen können.“
Für Mary Ward war die Weise, wie Jesus den Menschen begegnete, vollkommen und sie schreibt in einer Tagebuchaufzeichnung: „…Ich liebte diesen Weg und sehnte mich danach, denselben Weg zu gehen – hauptsächlich, weil er ihn gegangen war.“ Hier ist die Quelle für das, was sie Seligkeit nennt.
Der Zweck ihrer Gemeinschaft ist folglich: Die Sendung Jesu weiterzutragen zu den Menschen und durch die Zeiten hindurch. Alle Mittel und Wege zu ergreifen, um Menschen in Beziehung zu bringen mit Jesus und seiner heilenden und Leben stiftenden Kraft.
Der Sendungsauftrag der Congregatio Jesu ist deshalb nicht etwas ganz Bestimmtes. Er ist vielfältig, wie auch Jesus jedem Menschen anders begegnet ist. Jeder Dienst am Menschen, an der Schöpfung, am Frieden, an der Gerechtigkeit, kann das Mittel der Wahl sein. Er wird auch bestimmt von dem, was jede Schwester mit ihren spezifischen Charismen und ihrem jeweiligen Charakter einbringen kann.
In allem, was wir tun, soll ein besonderes Augenmerk den Frauen gelten. Sie sind bis heute die benachteiligte Hälfte der Menschheit, die noch dazu oftmals die vielfache Last zu tragen hat.
In jeder unserer Sendungen greifen wir auf die „ignatianischen Instrumente“ zurück, aus denen wir selber leben und die wir weitergeben:
- Eine persönliche Christusbeziehung
- Ein Leben aus dem Geist der Exerzitien
- Geistliche Begleitung
- Unterscheidung der Geister
- Eine kritische Treue zur katholischen Kirche
- Zusammenwirken mit anderen, wo immer es möglich ist
- Regelmäßige Auswertung dessen, was wir tun
- Die ständige Suche nach dem, was MEHR dem Ziel dient, wozu wir unterwegs sind
Was bedeutet das konkret? Wie leben wir Schwestern heute?