Gründlicher Bericht über die Gründung in Südtirol
1723 gründeten die "Englischen Fräulein", wie die Maria-Ward-Schwestern landläufig genannt wurden, eine Niederlassung in Meran. Ein mutiges Unterfangen, dem viele Hürden im Weg standen. Doch die Schwestern ließen sich nicht entmutigen und suchten Mittel und Wege, eine Niederlassung und eine Schule zu gründen.
Die zahlreichen Schreiben, Empfehlungen und Rückschläge, die Reisen und Briefe, die das aufwändige Vorhaben begleiteten, hielten sie schriftlich fest im "Gründliche(n) bericht wegen anfang und fortsezung der einführung des Englischen Institut Maria in die Landschafft Tÿrol". Sr. Ursula Dirmeier hat den Bericht, der im Archiv in Augsburg aufbewahrt wird, digitalisiert und mit Kommentaren digital verfügbar gemacht.
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Auszüge aus dem Bericht anhören
gesprochen von Sr. Ursula Dirmeier CJ
Bericht eines Treffens mit dem Bischof von Brixen (in der ursprünglichen Sprachfassung)
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Bericht eines Treffens mit dem Bischof von Brixen (Audio übertragen in modernes Deutsch)
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Hintergrundinformationen zu den Inhalten des "Gründlichen Berichts"
Die erste Einladung an die Englischen Fräulein, eine Niederlassung in Tirol zu gründen, erging im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts an die Oberin von Burghausen, Helena Catesby. Wegen Mangels an Personen wurde dies jedoch abgelehnt, worauf die Ursulinen in Innsbruck ein Haus gründeten. Das Angebot eines Hauses in Hall wurde zunächst verfolgt. Es scheiterte jedoch 1710 am Widerstand der neuen Oberin des Königlichen Stiftes dort.
Schon früher wurden dem Tiroler Statthalter, Herzog Carl Philipp von der Pfalz, der seinen Bruder, den Augsburger Bischof besuchte, von der Oberin Maria Anna Rehling sieben aus Tirol stammende Kostschülerinnen vorgestellt. Der Regent zeigte sich nicht abgeneigt, eine Niederlassung in Tirol zu haben. Die Oberin solle ein Memorial über ihre Tätigkeit einreichen.
Da der Augsburger Bischof die Tochter seines Trompeters ins Institut vermitteln wollte, hier aber kein Platz war, verfasste er ein Empfehlungsschreiben und ließ auch seine Mutter, die Kurfürstin, eines hinzufügen, das am 15. September 1707 nach Innsbruck gesandt wurde, in Tirol aber auf Widerstand stieß. Dennoch verfolgte Herzog Carl Philipp das Gründungsprojekt und schickte ein Schreiben der Englischen Fräulein zusammen mit seiner Empfehlung am 18. Februar 1709 an Kaiser Joseph I. Als Antwort kam von dort eine Abschrift der Bedingungen, unter denen im Juli 1706 das Institut in St. Pölten zugelassen worden war (d.h. Unabhängigkeit vom Institut in Bayern). Obwohl die Oberin bat, das Institut in seinem
ursprünglichen Status zu belassen, und darauf hinwies, dass die Trennung nur dem Krieg zwischen Bayern und dem Reich geschuldet sei, blieb die kaiserliche Resolution vom 5. Oktober 1709, die eine Gründung in Meran erlaubte, bei diesen Bedingungen. Eine weitere Petition der Oberin blieb ohne Antwort.
Da von 1706 bis 1708 die beiden Töchter des Barons von Tannenberg Kostschülerinnen in Augsburg gewesen waren, versprach der Baron, sobald er zum Gerichtsherrn für Schwaz bestellt sei, ihnen behilflich zu sein. Am 14. Juli 1710 sagte er ihnen einen jährlichen Unterhalt von 300 fl. und zinsfreie Wohnung zu. Auf sein Betreiben verließen Frl. Maria Skelton und Franziska Hauserin mit der Ausgeherin Susanna Krayin am 31. August 1711 Augsburg und kamen über München am 7. September in Schwaz an. Vom 24. September bis Anfang Dezember hielten sie sich in Innsbruck und Schwaz auf und versuchten, die Transferierung von Meran nach Schwaz zu erreichen, bis sie unverrichteter Dinge nach Augsburg zurückkehrten, wo
sie am 17. Dezember ankamen. Weitere Eingaben wurden geschickt. Der Widerstand konnte aber nicht überwunden werden.
Um die Kaiserin Elisabeth Christine auf ihrem Weg von Spanien nach Wien anzutreffen, brach die Oberin Rehling am 30. April 1713 selbst von Augsburg auf, zusammen mit Frl. Anna Margaretha Perling, Frl. Antonia Wolkenstein und Maria Anna Sallerin, und kam am 5. Mai in Schwaz an.
Am 17. Mai 1713 reisten sie nach Brixen. Eine Besichtigung Merans kam aus Zeitgründen nicht zustande. Der Bischof von Brixen lehnte eine Audienz zunächst ab, da ihn ungünstige Eingaben erreicht hatten. Zuerst konnte die Oberin seine Schwägerin von den Gründen überzeugen, warum die Änderung von Meran auf Schwaz notwendig sei. Als sie dann auf den Bischof traf, gelang es ihr, auch ihn umzustimmen, da sie insbesondere die Kinder einfacher Leute unterrichten wollten.
Am 22. Mai 1713 fand die Audienz bei der Kaiserin statt, die Unterstützung versprach und anregte, ein Memorial für sie in Innsbruck einzureichen. Nachdem sie am Fest Christi Himmelfahrt beim Bischof eingeladen waren, reisten die Englischen Fräulein am 26. Mai nach Innsbruck ab. Das Memorial an die Kaiserin blieb ein halbes Jahr liegen. In der Zwischenzeit reichte Maria Anna Rehling in Innsbruck ein weiteres beim Herzog ein, der es an den Geheimen Rat weitergab. Dieser holte auch Stellungnahmen des Bischofs in Brixen und des Barons von Tannenberg ein. Die Oberin kehrte am 24. Juli nach Augsburg zurück. Es folgt der Bericht über zwei Unterstützer aus dieser Zeit.
Da die weiteren schriftlichen Verhandlungen nicht zielführend waren, wurde eine Kommission eingesetzt, an der auch Maria Anna Rehling teilnehmen sollte, weshalb diese mit Frl. Franziska Hauser am 14. August 1714 von Augsburg über München nach Schwaz abreiste. Am 24. September begaben sie sich nach Innsbruck, am 2. Oktober tagte die Kommission. Wegen der im kaiserlichen Dekret festgelegten Abhängigkeit von St. Pölten befragt, antwortete die Oberin, dies habe seine Ursache allein im damaligen bayerischen Krieg. Sie würde eher die geplante Gründung aufgeben, als dem zuzustimmen "als ein sach so eine völlige zertrennung des Instituts machete" (25).
Auf Anforderung ließ Baron von Tannenberg am 6. Oktober vom Schwazer Gerichtsschreiber eine Erklärung über seine Stiftung abgeben, die er danach auch schriftlich bestätigte. Bei der nächsten Verhandlung am 10. November wurde weitgehende Einigung erzielt. Nach einigen Verzögerungen
stimmte auch der Geheime Rat in Gegenwart des Herzogs am 1. Dezember zu.
Am 6. Dezember ging die Entscheidung nach Wien. Maria Anna Rehling und ihre Mitschwestern verabschiedeten sich in Schwaz und Innsbruck und waren am 21. Dezember zurück in Augsburg. In Wien wurde die Eingabe auf Betreiben von Verwandten des Barons von Tannenberg zurückgehalten. Nach neuerlichem Drängen erging am 9. April 1715 ein kaiserliches Reskript, dass die Gründung in Schwaz nur dem Nutzen der Englischen Fräulein diene und der Baron seine Stiftung nach Meran transferieren solle. Dieser war dazu nicht willens, erklärte aber später, er werde die Englischen Fräulein auch in Meran unterstützen, könne das aber nur in geringerem Umfang tun. Er schlug vor, dass Oberin Rehling nach Wien reisen sollte, diese war aber schwer erkrankt. Auch nach ihrer Genesung kam die Reise nicht zustande, im Lauf des Jahres 1716 ging sie dann nach Bamberg.